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Kultur: Diese Woche auf Platz 26 ABBA

„The Definitive Collection“

HITPARADE

Vor 35 Jahren gründete ihr Produzent für die Band eine Firma mit dem Namen „Polar Music“. Damals schien es noch, als läge Schweden auf der popmusikalischen Landkarte irgendwo am Polarkreis. Einfach, fröhlich, leicht und bunt waren ihre Songs. Ja, Abba bilden irgendwie die akustische Entsprechung zu den Möbeln von Ikea. Ein preiswertes Klischee, das zu erklären versucht, worin das Geheimnis der nach den Beatles zweiterfolgreichsten Band der Musikgeschichte liegt. Die beiden – längst geschiedenen – Ehepaare, die 1968 gemeinsam in die Glitzer-Boots stiegen, scheinen eine Alchimistenformel entdeckt zu haben, nach der ihre Songs unmittelbar mit dem menschlichen Erbgut korrespondieren.

Melodien von majestätischer Schlichtheit, Texte wie Kalenderblätter. Sie sind, wie die Möbel des Herrn Kamprad, verbreitet bis in die letzten Erdenwinkel. Vielleicht ist es so: dass es dafür kein Geheimnis gibt. Abba sind Klang gewordene Normalität. Man muss es einfach nur tun. The Winner Takes It All.

Ihre erste Single „Ring Ring“ fiel 1973 bei der schwedischen Vorausscheidung für den Grand Prixt durch – und wurde trotzdem ein Hit. Im Jahr darauf gewannen Abba mit „Waterloo“ und hatten fortan damit zu kämpfen, dass Grand-Prix-Gewinner nicht besonders ernst genommen wurden. Der Rest der Geschichte ist bekannt, beziehungsweise in einem Musical zu sehen, das Björn und Benny geschrieben und 1999 in London uraufführten. Die deutsche Fassung in Hamburg ist bis März ausverkauft. Ein amerikanisches Konsortium bot dem Quartett eine Milliarde Dollar für eine Wiedervereinigung. Sie lehnten ab. Wozu soll man sich mit knapp 60 Jahren noch mal durchs globale Mediendorf treiben lassen? Ihre Doppel-CD, die sich – immerhin ohne neuen Song – seit 10 Monaten in den deutschen Top 100 hält und momentan einen Platz hinter Eminems „8Mile “ steht, hat noch immer kein Gold erreicht. Es wurden also weniger als 150000 Exemplare verkauft. Das sagt einiges über die Umsätze des vergangenen Jahres. Aber vielleicht wird 2003 ja alles anders: Nachdem sie sich Jahrzehnte lang vorwiegend mit Yoga und Astrologie beschäftigte, plant Agnetha angeblich ein Comeback.

Ralph Geisenhanslüke

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