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Kultur: Diese Woche auf Platz 30 Helge Schneider:

„Das Mörchen Lied“

HITPARADE

Was hat der Mann nicht für Karrieren ausgeschlagen. Bauzeichner, Straßenfeger, Verkäufer bei Neckermann, Tierpfleger, Landschaftsgärtner. Nun schult er um auf Ernährungsberater und empfiehlt Wurzelgemüse als Alternative zum Joint.

Warum hat Schneider den Kampf mit der deutschen Sprache bis heute nicht gewonnen? Das scheint sich nun aufzuklären: Er hat zu viele zu große Zigaretten geraucht. „In langen Leidensjahren habe ich erlebt, dass man davon unreine Haut bekommt, schmutzige Fingernägel und lange Haare.", sagt er in Interviews. Man glaubt es ihm. Das „Mörchenlied“ klingt allerdings, als hätte die Erkenntnis ihn zu spät erreicht. Eine dermaßen bekifft verklimperte Aufnahme hat es seit seinem Chartbreaker „Katzeklo“ (1994) nicht gegeben.

Hasch macht lasch. Wurde mal Zeit, dass daran jemand erinnert - wo gerade Gott, die Welt und Stefan Raab sich als Jünger des Ganja aufspielen. Da ist es allein schon ein Gebot des guten Geschmacks, sich zu distanzieren.

Ähnlich, wie es vor einigen Jahren zu einer Geschmacksfrage wurde, Helge Schneider nicht mehr witzig zu finden, weil auch der letzte Schnarchsack Schneiders Sprüche nachleierte. Jetzt ist er wieder da: mit neuer Single, Tournee, demnächst Album. Die ganze Packung.

Helge Schneider ist jetzt auch schon 47. Da dämmern die ersten Altersweisheiten. Trotz seiner pädagogisch wertvollen Worte an die Jugend fing das „Mörchen Lied“ schlapp an (Einstieg auf Platz 52), hing dann, dem Thema angemessen stark in den Seilen (Platz 61), konnte sich aber auf Platz 30 steigern. Schneiders Songs sind traditionell Zeitbomben, die erst zünden, wenn wirklich jeder sie kennt. Für die Karnevalszeit besteht also noch Spielraum für Steigerungen.

Ralph Geisenhanslüke

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