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Kultur: Diese Woche auf Platz 35 Nick Cave

„Nocturama“

HITPARADE

Nick Cave erinnert sich, „ein düsteres und unglückseliges Kind“ gewesen zu sein. Mit 20 begann er, die Bibel zu lesen, mit 30 hatte er daraus ein Alkohol- und Heroingetränktes Pathos destilliert. Schwer verständlich, vielleicht. Aber ansprechend für alle mit einem Hang zu den letzten Dingen. Nick Cave hat durchgehalten und seine Obsessionen überlebt. Er hatte einen Welt-Hit mit seiner Landsmännin Kylie Minogue („Where The Wild Roses Grow“). Den MTV-Award dafür lehnte er ab. Moderne Popmusik, sagt Cave – hier mal eine Kostprobe seiner eigenen Diktion: – schleudere „Happen warmer, eiercremefarbener Babykotze in die Ätherwellen“.

„Nocturama“ ist Nick Caves 16. Album. Es beginnt mit dem Song „Wonderful Life“, einem Liebeslied, dem manches weitere folgt, auch wenn die Gitarren – unter anderem bedient von Blixa Bargeld – gelegentlich ihre Krallen zeigen. „Das Liebeslied“, so hat Cave seinem Seminar an der Wiener Schule für Dichtung bekannt, „ist die nobelste Form künstlerischen Strebens“. Noch immer klingen die Songs offen, beinahe tastend, aber die Wogen haben sich geglättet. „Rock ’n’ Roll gehört der Jugend,“ sagt Cave . „Ich mache jetzt Musik, die meinem Alter angemessen ist." Heute, mit 45, nach Lebensabschnitten in Berlin, Sao Paulo und London, ist Nick Cave anerkannt als Musiker, Romancier, Drehbuchautor, Schauspieler. Vergleiche mit Leonard Cohen, Van Morrison oder Bob Dylan liegen in Reichweite. Nick Cave kann in Ruhe an seiner Klassiker-Werdung arbeiten. Und seine eigenen Babys, die er mittlerweile zeugte, behalten ihren Brei auch irgendwann bei sich.

Ralph Geisenhanslüke

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