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Kultur: Diese Woche auf Platz 4 50 Cent

mit „Get Rich Or Die Trying“

HITPARADE

Curtis Jackson zieht eine kugelsichere Weste an, wenn er auf die Bühne geht. Es gibt Leute da draußen, die seinen Tod wollen. Leute, mit denen er früher Geschäfte gemacht hat. Jackson, der sich 50 Cent nennt, ist ein ehemaliger Krimineller und begnadetes Großmaul. In der Woche nach der Veröffentlichung seines Albums „Get Rich Or Die Trying“ verkaufte er in den USA mehr Platten als alle anderen Top-10-Acts zusammen. Seine Raps sind überwältigend satt produziert. Er trägt sie mit beispielloser Lässigkeit vor. Den bösen Buben, als der er sich selbst inszeniert, nimmt man ihm vorbehaltlos ab. Denn wenn 50 Cent von Waffen, von Drogen und vom Tod erzählt, spricht er aus Erfahrung.

Mit seinen 26 Jahren blickt er zurück auf ein Gangster-Leben, das ein Drehbuchautor nicht besser hätte erfinden können. Curtis wuchs in einem besonders verwahrlosten Abschnitt des New Yorker Stadtteils Queens auf. Seine Mutter handelte mit Kokain. Sie wurde umgebracht, als Curtis acht Jahre alt war. Seinen Vater hat er nie gekannt. Mit zwölf ging er vormittags zur Schule, nachmittags verkaufte er Crack. Mit 18 war er eine Legende in seinem Kiez. Er verdiente 5000 schmutzige Dollar am Tag und dachte sich Reime aus, um sich die Zeit zu vertreiben. Inzwischen hat er die Branche gewechselt. Seinen Erfolg als HipHop-Unternehmer verdankt er einer einfachen, aber effektiven Taktik. Mit Songs wie „How to Rob“ und „Wanksta“ legte er sich mit den Größen des HipHop-Business an. Als sie auf seine wüsten Beleidigungen reagierten, wurde er einer von ihnen. Seine Musik passt in eine Zeit, in der ein Menschenleben nicht viel wert ist.

Vor drei Jahren hätte es ihn fast erwischt. 50 Cent stand vor dem Haus seiner Großmutter. Neun Kugeln trafen ihn aus nächster Nähe, eine davon mitten ins Gesicht. Noch heute hat er ein Loch in seinem linken Kieferknochen. Ein Kugelsplitter steckt in seiner Zunge. Sein Rapstil ist deshalb unverwechselbar. Der Mann, der die Schüsse auf ihn abfeuerte, wurde ein paar Wochen später ermordet aufgefunden. Doch damit will 50 Cent nichts zu tun haben.

Heiko Zwirner

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