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Kultur: Diese Woche auf Platz 6 Nelly Furtado

„Folldore“

HITPARADE

Besteht der Popstandort Deutschland den nächsten Pisa-Test? Immerhin behauptete sich Norah Jones mit ihren handgemachten Preziosen fünf Wochen auf Platz 1 der Album Charts. Bald, schien es, könnten Dominante, Subdominante und Tonika bei uns wieder Tagesgespräch sein. Doch leider hieß das meistverkaufte Album in der letzten Woche „The Dome Vol. 29“, Dieses Produkt wird in den Compilation-Charts geführt, nicht bei den Alben. Dort finden sich die Produkte, die noch wirklich über den Tisch gehen: „Future Trance Vol. 27“, „Smash Vol. 24“, „Die Hit-Giganten Vol.2 – Schmusesongs“.

Für Kulturpessimisten, die schon vom Lesen der Titel einen Tinnitus kriegen, folgt nun die gute Nachricht: Das Kronos Quartet ist in den deutschen Album-Charts. Seit vier Monaten! Und keiner hat’s gemerkt. Was daran liegt, dass das Kronos Quartet auf dem zweiten Album von Nelly Furtado mitspielt. Außerdem dabei: der brasilianische Sänger Caetano Velsoso, der Banjo-Virtuose Bela Fleck, sowie Fachkräfte für Mandolinen, Tablas, Harmonium, Kirchenorgel, Hawaii-Gitarren.

Nelly Furtado, 24, ist Kanadierin mit portugiesischen Wurzeln. Ihre Eltern stammen von den Azoren. Im Jahr 2000 gelang ihr mit dem Song „I’m Like A Bird“ ein überraschender Erfolg und Grammy-Gewinn. Bossa Nova und Beat-Box waren für sie kein Widerspruch. Nun hat sie sich zur Weltmusikerin gewandelt – allerdings mit einem stark globalisierten Horizont. Sogar Ozzy Osbourne erscheint ihr als „moderne Folklore“. Da könnte man also auch „The Dome“ dazu zählen. Kirmes-Techno ist am Ende auch nur elektrische Volksmusik. Bevor allerdings dieser neoliberale Musikbegriff zu allgemeiner Gültigkeit gelangt, hören wir lieber noch eine Weile Tablas und Hawaii-Gitarren.

Ralph Geisenhanslüke

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