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Kultur: Diese Woche auf Platz 84 Janet Jackson „Damita Jo“

HITPARADE Janet ist mit 38 Jahren das jüngste der neun Jackson-Kinder und von der Natur mit vielem gesegnet. Einiges davon hat die Welt schon gesehen.

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Janet ist mit 38 Jahren das jüngste der neun Jackson-Kinder und von der Natur mit vielem gesegnet. Einiges davon hat die Welt schon gesehen. Nun gibt sie ein weiteres intimes Detail preis: ihren zweiten Vornamen. Er lautet Damita Jo. Das gleichnamige Album, sagt sie, soll „darstellen, was ich heute bin, mit all meinen schizophrenen Persönlichkeiten“. Diese Aussage zeigt, was Janet Jackson von ihrem Bruder Michael unterscheidet: die Fähigkeit zur Selbstanalyse.

Mit ihrer Schizophrenie-Diagnose liegt Janet Jackson nicht so falsch. Kaum, dass ihr zeigefreudiges Gebaren verwunden ist, zeigt sich Janet Jackson im Video zu „I Want You“ züchtig und hält Familienwerte hoch. Sie spielt mit Kindern, geht in den Supermarkt, fährt leutselig Linienbus. Ganz ohne Selbstverleugnung geht das nicht. Dann rumort unter der bürgerlichen Fassade die Wollust.

„Relax! It’s just Sex!“, sagt Janet Jackson in dem Titel „Sexhibition“, den man wohl als Teil einer hochnotpeinlichen Gesamtstrategie begreifen muss, zu der auch eine Reihe freizügiger Plakate gehörten (diese wurden angeblich von Fans in Windeseile geklaut, wie die Plattenfirma verlautbart). Aber guter Sex klingt entspannter. Und ihr zwiegespaltenes Wesen setzt sich musikalisch fort: einerseits braver Achtziger-Disco, der an ihre früheren Inkarnationen als Tanzroboter erinnert, andererseits zuckriger Schlafzimmer- Soul. Im letzten Drittel dieses Albums gibt es viel „aaah“ und „ooooooh“. Und Refrains wie „You make me moist“, die wir mit Rücksicht auf minderjährige Leser hier nur zeitversetzt erwähnen. Auch die Plattenfirma freut sich, dass Janet Jackson „ungeahnte Tiefen und Höhen erreicht“. In den USA, die noch unter dem Nipplegate-Eindruck stehen, ist mit einem zweiten Platz in den Billboard Charts der vorläufige Höhepunkt erreicht. Das deutsche Publikum ist weniger erregt: Hier scheint „Damita Jo“ ein Flop zu werden.

Ralph Geisenhanslüke

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