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Dieter Rosenkranz: "Den Eintritt zahle ich"

Dieter Rosenkranz ist 84 Jahre alt, Fabrikant und Kunstsammler. Mit 950.000 Euro schob er die Temporäre Kunsthalle an, die sich heute in der Trägerschaft der Stiftung Zukunft Berlin befindet. Der Mäzen über Fehlstart der Kunsthalle und Zukunftspläne.

Die Temporäre Kunsthalle trennt sich innerhalb weniger Wochen auch von ihrem zweiten Geschäftsführer. Warum?



Thomas Eller will wieder mehr als Künstler arbeiten. Wir hatten einen Vertrag, der nur bis 30. Juni lief. Außerdem wollten wir auf unseren ursprünglichen Plan zurückgekommen und Gruppenausstellungen mit Berliner Künstlern zeigen.

Konnte man das nicht früher wissen?

Die Wahl von Constanze Kleiner als Geschäftsführerin war eine Fehlentscheidung. Wir hatten geglaubt, dass Thomas Eller nach ihrem Weggang das Management übernehmen würde. Leider blieb er nur Geschäftsführer für den künstlerischen Bereich wie zuvor, als Frau Kleiner unbedingt die Chefin sein wollte. Er sollte sich um die kaufmännische Seite kümmern. Dafür war er eingestellt. Ab 1. Juli wird Benjamin Anders als Geschäftsführer, ein kunstaffiner Marketingmann, diese Aufgaben übernehmen. Dann stellen wir auch das neue Programm vor.

Die Temporäre Kunsthalle hat einen verstolperten Start hingelegt. Was sind die Gründe für die bisherigen Probleme?

Als Träger der Stiftung haben wir alles geerbt: die beiden Initiatorinnen und die Ausstellungen, die bereits mit den Kuratoren vereinbart waren. Jetzt erst haben wir die Möglichkeit, das, was ich mir persönlich vorstelle, durchzusetzen. Ich bin enttäuscht über den Verlauf des ersten Jahres, denn wir wollten das Mäzenatentum wieder stärker in den Vordergrund rücken und andere zur Nachahmung animieren. Deshalb werden wir auch das zweite Jahr finanzieren.

Warum engagieren Sie sich als Mäzen?

Im Grundgesetz ist Kultur nicht eingetragen, stattdessen das Verschuldungsverbot. Viele kommunale Politiker haben auf die Gefahr für die Kultur verwiesen, wenn das Verschuldungsgesetz so eingeführt wird, wie es im Grundgesetz verankert ist. Umso mehr müssen wir Mäzene aktivieren und ihnen Erfolge zeigen.

Finanziell wird es für Sie im zweiten Jahr nicht einfacher werden, da vielerorts die Sponsoren abspringen.

Die Finanzkrise schwebt zwar über allem, aber wir werden die nächste Ausstellung trotzdem kostenfrei machen, ohne Eintritt. Ich werde dafür schon Sponsoren finden oder selber in die Tasche greifen. Die bisherigen Preise waren zu hoch. Ich habe manches Mal am Eingang gestanden und hätte am liebsten für die Besucher den Eintritt gezahlt.

Wie geht es programmatisch weiter? Wäre es nicht besser, einen Intendanten zu holen, der dem Haus Profil verleiht?

Wir suchen im Moment Kuratoren aus der Künstlerszene Berlins für die nächsten Ausstellungen. Die Intendanten-Idee würde ich gerne aufgreifen, aber der ist schwer zu finden.

Werden Sie wieder stärker mit dem Beratergremium zusammenarbeiten, das die ersten Ausstellungen organisiert hat?

Wir hoffen, dass die vier Mitglieder dabeibleiben. Die Ausstellung mit Katharina Grosse hat mir gut gefallen. Simon Starling war zu erklärungsbedürftig. Die Ausstellung war etwas für Kenner, weniger für Menschen, die wir erst noch an Kunst heranführen wollen.

Was sagen Sie dazu, dass jetzt der Senat eine dauerhafte Kunsthalle beschließt?

Das Ziel der Temporären Kunsthalle war immer gewesen, die permanente anzustoßen. Damals, als wir mit der Wolke von der Zeitschrift Monopol konkurrierten, habe ich immer gesagt: Hauptsache, es passiert etwas in Berlin.

Planen Sie noch immer, die Kiste am Ende der Laufzeit als Berliner Kunstbotschafter nach Tokio und Peking zu entsenden?

Peking ist noch im Programm, ebenso Istanbul als Kulturhauptstadt 2010. „Ohne Kunst keine Völkerverständigung“, hat Gorbatschow bei einer Veranstaltung in der Kunsthalle gesagt. Deshalb soll sie auch auf Reisen gehen.

Das Gespräch führte Nicola Kuhn.

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