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Liebe zu Mathematik, Maschinen, Kunst. Dieter Rosenkranz. Rechts daneben Volker Hassemer.

© Doris Spiekermann-Klaas

Dieter Rosenkranz wird 90: Der stille Enthusiast

Dem Sammler und Kunstmäzen Dieter Rosenkranz zum 90. Geburtstag.

Dass die Stiftung Zukunft Berlin an diesem ersten Novembersonntag den Kunstmäzen Dieter Rosenkranz aus Anlass seines 90. Geburtstags feiert, braucht nicht Wunder zu nehmen. Ohne ihn gäbe es sie vermutlich nicht, jedenfalls nicht als die Speerspitze des Wunsches nach zivilgesellschaftlichem Engagement in Berlin, als das sich die Stiftung versteht.

Nicht weniger beachtenswert und achtenswert ist es, dass der stille Enthusiast, der inzwischen längst zum kulturellen und kulturpolitischen Inventar Berlins gehört, ohne viel Aufsehen von sich zu machen, an diesem Tag dieses stolze Alter erreicht, und das fast ungebeugt von der Last der Jahre.

Dieter Rosenkranz verkörpert eine seltene, gelungene Symbiose von unternehmerischen Fähigkeiten und mäzenatischem Handeln – nicht zuletzt, weil er in sich, nach eigenem Bekenntnis, die Liebe zu Mathematik und Maschinen mit der Liebe zur Kunst vereint. Zugleich nimmt sich die Herkunft des erfolgreichen, vor allem im Maschinenbau tätigen Geschäftsmanns aus dem Wuppertaler Calvinismus aus wie ein Beispiel von Max Webers Theorem des Zusammenhangs von Protestantismus und Kapitalismus.

Nur dass bei dem herben Soziologen für die Leidenschaft zur Kunst kein Raum bleibt. Es ist diese Passion, die den gebürtigen Berliner Rosenkranz nach einem langen erfolgreichen Leben als Unternehmer und Sammler wieder in die Stadt zurückgeführt hat, die er heute als idealen Standort für junge Kunst empfindet. Dieser gilt seine Zuneigung. Dass er sich Ende der neunziger Jahre entschloss, in der Stadt heimisch zu werden, die er als Vierjähriger verlassen hat, hängt natürlich mit der Nachwendegeschichte Berlins zusammen. Und es passt dazu, dass es die Begegnung mit Volker Hassemer, dem Propheten des „neuen Berlin“ war, die ihn veranlasste, seinen Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen.

Eine nicht geringe Rolle spielt dabei auch die Überlieferung des Berliner jüdischen Mäzenatentums. Obwohl der Name das vermuten lässt, ist Dieter Rosenkranz kein Jude. Doch sein Mäzenatentum versteht er auch als Tribut an den Verlust, den die Auslöschung des jüdischen Bürgertums in Berlin verursacht hat, ein Bürgertum, das die Museen beschenkte und das Kulturleben der Stadt bereicherte. Rosenkranz’ Verständnis von öffentlichem Engagement entspricht durchaus diesem Muster: Es richtet sich auch auf soziale Fragen – die Rütli-Schule, die aus einem Problemfall zu einem Vorzeigemodell geworden ist, ist ein gutes Beispiel dafür.

Dass der Geburtstag begangen wird zugleich mit der goldenen Hochzeit von Dieter Rosenkranz und seiner Frau Si, die in den Sommer fiel, bezeugt ein Zusammenleben, das ein Zusammenwirken ist.

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