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Kultur: Diskurs & Ding

Alltagsobjekte im Museum Europäischer Kulturen

Oft dienen sie als Illustration für ein bestimmtes Thema, doch im Mittelpunkt stehen sie selbst eigentlich nie: die 270 000 originalen Alltagsgegenstände aus ganz Europa, die im Fundus des Museums Europäischer Kulturen in Dahlem lagern. Eine originelle Idee, nun 13 dieser Objekte als eigenständige Werke zu präsentieren, im Rahmen einer Sonderausstellung mit dem Titel „Europa entdecken!“. Ausgewählt sind Lieblingsgegenstände der Museumsmitarbeiter und, ja, dazu gehört auch ein schwarzer Polyester-Halloween-Hut aus einem Berliner Irish Pub. Oder ein kitschiger Andenkenteller aus Rostock. Er zeigt Lady Di, einst Königin der Herzen, heute weltweit verehrte Kultfigur. Ein frühes Pendant zum Diana-Souvenir liegt daneben: Bilder der preußischen Königin Luise, die nach ihrem frühen Tod 1810 zur nationalen Ikone wurde.

Um alle Hauptobjekte sind ganze „Objektkosmen“ arrangiert, die der Assoziation des Betrachters auf die Sprünge helfen, geschichtliche Zusammenhänge aufdecken und Wissen über europäische Kulturen unterfüttern. So auch bei den zwei alten „Zaubertrommeln“ vom skandinavischen Volk der Samen. Die touristische Vorstellung vom Schamanenkult und von den Pudelmützen tragenden „Lappen“ wird durch Erläuterungen zum Selbstbild der Samen konterkariert. „Reisen“, „Identität“ oder „Erinnerungskultur“ heißen die Leitthemen, denen die Ausstellungsstücke in dieser Ausstellung zugeordnet sind. Dennoch bleibt der einzelne, teils kuriose, teils unspektakuläre Gegenstand im Mittelpunkt – und zeigt, ganz im Sinne Foucaults, dass Ding und Diskurs doch aufs Engste verknüpft sind. Katja Reimann

Museum Europäischer Kulturen, bis 31. August, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr.

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