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Kultur: Do it again!

Erst ganz zum Schluß durfte auch das Geburtstagskind etwas sagen.Dazu griff es nicht zu längst bekannten Worten - etwa "Rhapsodie in Blue" -, sondern kommentierte allzu hochgestochene Festreden treffend: "Blah, blah, blah" heißt einer der weniger bekannten, aber nicht weniger pfiffigen Songs von George Gershwin, mit denen die Gruppe "Blue Noise" im Podewil zum 100.

Erst ganz zum Schluß durfte auch das Geburtstagskind etwas sagen.Dazu griff es nicht zu längst bekannten Worten - etwa "Rhapsodie in Blue" -, sondern kommentierte allzu hochgestochene Festreden treffend: "Blah, blah, blah" heißt einer der weniger bekannten, aber nicht weniger pfiffigen Songs von George Gershwin, mit denen die Gruppe "Blue Noise" im Podewil zum 100.Geburtstag gratulierte.Das singt Mary Carewe mit spöttischem Witz und schlanker, nuanciert geschliffener Stimme.Teilweise in Bearbeitungen des Pianisten Philip Mayers entfaltet sich ein reiches Farb- und Ausdruckssprektrum: Swing-Leichtigkeit zu glitzernden Klavierpassagen und jazzigem Cello-Pizzikato in "Nice Work", gefühlvolle, reich harmonisierte Intimität in "He loves and she loves", ironisch lockende Sinnlichkeit in "Do it again".Dazu intonieren die Streicher eine strenge, Pflicht und Verzicht predigende Bach-Fuge.Die "Short-Story" gehört der Violine: Mit süß überredendem Ton stößt Florian Donderer hier ins Revier eines Fritz Kreisler vor.Da ist es auch zum Wiener Walzer nicht mehr weit: "By Strauss" heißt ein ganz erstaunlicher Song, unter dessen reich verschlungenen Melodielinien auch ein wenig "Fledermaus" und "Schöne blaue Donau" hervorblitzt.

Ein Allround-Talent ist diese Sängerin aus Großbritannien, die, vom Musical herkommend - etwa als "Maria" in West-Side-Story" mit Simon Rattle -, immer mehr die Grenzen der Neuen Musik überschreitet.

Die "Stripsody" von Cathy Berberian mit ihren virtuosen Schnalz-, Schluck- und Knurrlauten setzt sie ebenso effektvoll in Szene wie "Three Songs" von Leonard Bernstein mit dem witzigen "I can cook".Die Spitzentöne des hohen Soprans kann sie ebenso schmettern, wie ihr alle rauchigen, scharfen, erotischen Jazz-Töne zur Verfügung stehen - alles, was die wohlerzogene Klassik-Sängerin nicht darf.Doch die vier "Blue-Noise"-Musiker stehen ihr nicht nach: ihre Schwester, die in Berlin lebende Cellistin Anna Carewe mit melancholischem Schmelz und lockerer Repetitions-Energie in "Blues and Boogie Woogie" von Allen Shawn, die auch im samtweichen Piano Windgeräusche und Geschirrklappern konzentriert durchdringende Klarinette Christian Balckes mit Leonard Bernsteins früher klassizistischer Sonate, und über allem der versiert-selbstironische Philip Mayers, dessen Arrangement des "Berlin Business" von Irving Berlin alle Instrumentalisten noch einmal gewitzt-virtuos zusammenfaßte - eine rundum gelungene, vielseitig-beziehungsreiche "Hommage", von der man nur sagen kann: Do it again, Blue Noise!

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