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Demonstrieren gegen Braunkohle. Über 3000 Menschen laufen entlang der alten A4, festgehalten in der Doku "Die rote Linie".

© Mindjazz Pictures

Doku über Hambacher Forst: Wald und Dörfer sterben

Ein Denkmal für den Widerstand: Der Film "Die rote Linie" zeigt die Proteste im Hambacher Forst.

Die neuromanische St. Lambertus-Kirche in Immerath war kein architektonisches Schmuckstück. Für die Nachbarn hatte der „Immerather Dom“ trotzdem unschätzbaren Wert. Nun ist er auch zum politischen Symbol geworden. Die Kirche wurde 2018 abgerissen für den Braunkohle-Tagebau, dessen gigantische Abraumkante sich unaufhaltsam durch den Norden der Kölner Bucht frisst. Fast unaufhaltsam. Denn der Widerstand bei den Betroffenen wächst. Wie bei Lars Zimmer, einem der letzten Bewohner von Immerath, der in großen Buchstaben „Heimat“ über die Tür des Hauses geschrieben hat, das er bald verlassen muss. Oder Antje Grothus aus Buir, die sich so weit politisierte, dass sie als Vertreterin der Betroffenen in die sogenannte Kohlekommission einzog. Der Aachener Waldpädagoge Michael Zobel organisiert Gruppenspaziergänge durch die 800 Hektar, die von den 8000 des Hambacher Waldes geblieben sind. Dort wohnt in einem Baumhaus auch der junge Klima-Aktivist Clumsy.

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Die vier sind Helden und Heldin des Filmes, den Regisseurin Karin de Miguel Wessendorf dem letzten Herbst durch einen Sturz von einer Seilbrücke im Forst ums Leben gekommenen jungen Dokumentarfilmer Steffen Meyn widmet. Dabei bezieht die Kölner Filmemacherin eindeutig Position für die Wald- und Klimaschützer, deren Kämpfe gegen die größte Kohlendioxid-Quelle Europas sie vier Jahre lang begleitet. Doch sie lässt auch RWE-Sprecher zu Wort kommen und besucht eine Werbeaktion von Kraftwerks-Angestellten im nahen Düren.

Gegen deren einschmeichelnde Rhetorik spricht das im Film eingefangene rücksichtslose Vorgehen von RWE und der Landesregierung eine deutliche Sprache. Und die Bilder leer geräumter Dörfer und gewaltsam durchgesetzter Fällaktionen sind starke Statements. Dabei ist die titelgebende rote Linie im Film mehrfach präsent: im Wortsinn als markante Aktionsform im Wald. Als taktische Grenzlinie dortiger Auseinandersetzungen. Und als in Paris politisch ausgehandelte Treibhausgas-Obergrenze. Der Film endet genregemäß in hoffnungsvollem Ton bei den Protesten vom Herbst 2018. Doch die Überlebenschancen für den Wald und die zum Abbaggern verdammten Dörfer dürften eher klein sein.

„Die rote Linie“, im Delphi, Neues Off, Yorck und Lichtblick

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