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Selbstbefrager und Selbstinszenierer: Der Dokumentarfilmer Wolfram Huke ist in "Love Alien" sein eigener Protagonist.

© Wolfram Huke

Dokumentarfilm: Keine liebt mich

Nabelschau: Wolfram Huke ist Single und war noch nie etwas anderes. Küsse, Sex - hatte er nie. Jetzt hat er über sich selbst einen Dokumentarfilm gedreht, „Love Alien“.

Peinlich ist sie nicht, die professionelle Nabelschau des Wolfram Huke. Eher intim, mutig und trotz einiger erzählerischer Längen und einer gewissen dramaturgischen Unentschlossenheit auch sympathisch. So ganz kann sich der Regieabsolvent der HFF München nämlich nicht entscheiden, ob er in seinem ersten langen Dokumentarfilm eine Selbstbestätigungs- oder Selbstoptimierungsgeschichte erzählen möchte.

Dafür ist die durch Lakonie gebrochene narzisstische Grundkonstellation sofort klar. In der ersten, mit subjektiver Handkamera gefilmten Szene sitzt Huke im katholischen Haus der Einkehr in Südösterreich und feiert bei Kerzenlicht und Leitungswasser seinen 30. Geburtstag. Der einzige Körperkontakt des Tages war das versehentliche Streifen eines Nonnenbusens bei der Essensausgabe, erzählt er. Verglichen mit dem körperlichen Nullkontakt, den er sonst zu Frauen hat, ist das viel: Huke ist Single und nie was anderes gewesen. Er war noch nie verliebt. Er hat noch nie geküsst, von mehr zu schweigen.

Die filmische Selbstbefragung setzt als Rückblende schon am 29. Geburtstag ein. Ein Jahr lang beobachtet sich der studierte Philosoph und ausgebildete Journalist während seiner Depriphasen in der verkrauteten Wohnung, beim Psychotherapeuten, beim Wandern auf dem Jakobsweg, bei der Kleiderberatung, bei den Eltern, bei der Körperoptimierung. Kein Freak, sondern ein rundlicher, netter, intelligenter, kommunikativer Mann, der keineswegs wunderlicher wirkt als die Menschen in seiner Umgebung, wie etwa die spröde Mutter.

Am Ende ist der Selbstinszenierer nicht schlauer, aber weniger verzweifelt und mehr mit sich versöhnt als zu Beginn. Und geneigt, seine Unfähigkeit, einen Menschen für sich zu gewinnen, für eine Art von Gott oder naturgegebenen Sonderstatus zu halten. Er sei nun mal ein Alien vom Planeten ohne Liebe, dem ein bestimmtes Gen fehle, sinniert er in die Kamera. Das hilft zwar weder gegen Hukes Einsamkeit noch bei der Analyse seiner womöglich doch vorhandenen emotionalen Defizite, taugt aber sehr gut zur Selbstheiligung mit künstlerischen Mitteln.

B-ware! Ladenkino, Moviemento

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