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Amore mio: Startenor Luciano Pavarotti mit seiner zweiten Frau Nicoletta Mantovani.

© Wild Bunch

Dokumentarfilm über Luciano Pavarotti: Der Schlingel unter den Tenören

Luciano Pavarotti erfand die Stadionklassik, aber unvergessen ist der Tenor für seine Stimme. Ron Howard widmet dem gewaltigen Leben einen Dokumentarfilm.

Zum krönenden Abschluss des Films darf er noch einmal seine signature aria singen, ungestört und in voller Länge: „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis Oper „Turandot“ machte Luciano Pavarotti 1990, während der Fußball-WM in Italien, endgültig zum Massenphänomen. Wie er den Spitzenton setzte, scheinbar mühelos sein „Vincerò!“ („Ich werde siegen!“) erstrahlen ließ, das hat ihn auch bei all jenen, die nie ein Opernhaus von innen gesehen haben, zum Inbegriff des Tenors werden lassen.

Wenn in Ron Howards Pavarotti-Hommage der „Nessun dorma“-Hit erklingt, sind schon fast zwei Stunden vergangen. Eine Gesamtaufführung von „Turandot“ dauert kaum länger. Der Regisseur, bislang eher für Actionfilme und Thriller („Apollo 13“) bekannt, nimmt sich viel Zeit für seine filmische Verbeugung vor dem Tenorissimo. Er hat aber auch jede Menge Material gesammelt, Interviews mit den drei Töchtern sowie den beiden Ehefrauen und einer Langzeitgeliebten des Sängers geführt, aber auch Bono befragt, der zum Künstlerfreund des Tenors wurde, als der sich im Herbst seiner Karriere dem Charity-Crossover zuwandte. Und er lässt jene US-amerikanischen Musikmanager zu Wort kommen, die für Luciano Pavarotti das Genre der Stadionklassik erfunden haben.

Natürlicher Charme gepaart mit Bodenständigkeit

So wie sein italienischer Landsmann Enrico Caruso einst durch die Erfindung des Grammophons zum globalen Phänomen werden konnte, verhalfen die Medien seinem Erben sieben Jahrzehnte später zum Weltruhm. Wer erinnert sich nicht an das Konzert der „Drei Tenöre“ vor den römischen Caracalla-Thermen? Luciano Pavarotti ist 2007 gestorben, seine beiden Stimmfachkollegen José Carreras und Placido Domingo stehen immer noch im Rampenlicht. Ins kollektive Gedächtnis aber hat sich vor allem die monumentale Erscheinung des Mannes aus Modena eingebrannt.

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Mit privatem Foto- und Videomaterial, mit kaum bekannten TV-Bildern und überraschenden Ausschnitten aus Talkshows vermag Ron Howard das Phänomen Pavarotti tatsächlich zu fassen: Da ist zum einen natürlich die göttliche Gabe einer unverwechselbaren Stimme, wie man sie sich klarer, sonniger, höhensicherer nicht erträumen kann. Da ist zum anderen aber auch die entwaffnende Art des Tenors, sein natürlicher Charme, gepaart mit einer Bodenständigkeit, wie man sie in der scheinbar elitären Kunst der Oper kaum erwarten würde.

Rekord für den längsten Applaus - 67 Minuten

Ein altmodisches italienisches Wort fällt der Sopranistin Madelyn Renee ein, um Pavarottis Charakter zu beschreiben: „Monello“, was sich mit Schlingel oder Lausbube übersetzen lässt. Schlicht im Geiste, heiter von Gemüt, immer zu naiven Späßen aufgelegt, einer, der nie allein sein mochte, dazu ein epikureischer Genießer und liebebedürftiger Frauenverehrer, so war dieser Bäckersohn.

Kein Wunder, dass er jene Rollen gar nicht so sehr mochte, in denen er als Held zu sterben hatte. Den Nemorino sang er am liebsten, den leichtgläubigen, schwärmerischen Protagonist aus Donizettis Musikkomödie „Der Liebestrank“. Als Nemorino stellte er 1988 mit 67 Minuten auch den Rekord des längsten Applauses aller Zeiten auf – an der Deutschen Oper Berlin.
Ab Donnerstag in den Eva-Lichtspielen, dem Filmkunst 66 (OmU) und dem Filmtheater am Friedrichshain.

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