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Ist der niedlich! Das Wikingermädchen Astrid und ihr schuppiger Freund im zweiten Teil von „Drachenzähmen leicht gemacht“.

© 20th Century Fox/dpa

"Drachenzähmen leicht gemacht 2" im Kino: Friede, Freude, Feuerstoß

Es folgt die Fortsetzung eines animierten Fantasy-Erfolges: „Drachenzähmen leicht gemacht“, der zweite Teil.

Von Jörg Wunder

Eigentlich ist der Titel dieses Sequels irreführend: Denn die Drachen sind zu Beginn bereits gezähmt. Ihre Bändigung war ja der Kern dieses Animationsfilmstoffs aus dem Hause Dreamworks („Shrek“, „Madagascar“), der nach dem erfolgreichen ersten Teil nun, die Gesetze des Marktes sind da unerbittlich, wieder mal zur mehrteiligen Saga ausgebaut werden muss. Auch Teil drei ist für 2016 schon fest terminiert.

„Drachenzähmen leicht gemacht“ imaginierte vor vier Jahren ein Fantasiemittelalter, in dem die größtenteils tumben Bewohner des Wikingerdorfs Berk ihre Todfeindschaft gegenüber Drachen überwinden – exemplarisch vorgelebt durch den nerdigen Häuptlingssohn Hicks, der den von ihm abgeschossenen Nachtschattendrachen Ohnezahn eben nicht tötet, sondern im Gegenteil pflegt und wieder freilässt.

Wie sich diese beiden grundverschiedenen Kreaturen annähern, wie sie – ohne auf Sprache oder sonstige Verständigungsmittel zurückgreifen zu können – einander erst nicht mehr hassen und fürchten, dann sogar vertrauen und helfen lernen, das hatte Regisseur Dean DeBois sehr charmant, komisch und ergreifend erzählt. Wobei er beherzt auf Motive seines hinreißenden Disney-Films „Lilo & Stitch“ aus dem Jahr 2002 zurückgegriffen hat, in dem sich eine vergleichbare Freundschaft zwischen einem Waisenmädchen und einem vermeintlich destruktiven Alien anbahnte.

Mit dem Wegfall dieser Initiationsgeschichte verliert die Fortsetzung einen Großteil ihres erzählerischen Reizes. Okay, die Bewohner von Berk wissen, dass Drachen nicht die bösartigen Monster sind, für die sie sie gehalten haben, sondern Geschöpfe von geradezu hündischer Anhänglichkeit, die sich bereitwillig für Quidditch-artige Flugspiele zur Verfügung stellen und in luxuriösen Stallungen die Schuppen polieren lassen. Also eigentlich Deluxe-Haustiere, in ihrer Stellung zum Menschen irgendwo zwischen Hund und Pferd, bloß in sehr groß und feuerspeiend, angesiedelt. Da im Wikingerdorf Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, muss der Konflikt von außen herangetragen werden. Er deutet sich an, als Hicks bei seinen Flügen mit Ohnezahn in unerschlossene Gefilde vorstößt und in die Fänge des Drachenhassers Drago Blutfaust gerät, der mit einer Armee versklavter Drachen Berk angreifen will.

Inklusive einiger Nebenstränge um verschollene Familienmitglieder und zu Hilfe eilende Wikingerkumpels zerfasert der Plot nach einer guten Stunde zusehends, um sich im Finale zu einem vorhersehbaren Krieg zwischen guten und bösen Drachen und Menschen zu verdichten. Das tut dem Film nicht gut, denn diese Entscheidungsschlacht hat mehr mit martialisch lärmenden Realfilm-Fantasy-Spektakeln wie Kampf der Titanen zu tun als mit der an „Avatar“ erinnernden Poesie und Schaulust, die in der ersten Filmhälfte dominierte.

Das Gemetzel übertönt dröhnend die Stärken dieser – inhaltlich überflüssigen – Fortsetzung: ihre überwältigende, in wunderbar choreografierten Flugszenen zelebrierte visuelle Schönheit, ihre Souveränität im Einsatz der 3-D-Technik und ihren überbordenden Einfallsreichtum, was die fantastischen, bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Landschaftspanoramen betrifft.

Läuft in 23 Berliner Kinos.

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