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Kultur: Drei Kerle im Himmel

YOUNG EURO CLASSIC

Zeitgenössische Musik eignet sich nur selten zum Zurücklehnen im Ohrensessel. Besser ist sie live im Konzertsaal. Auf dem Programm der dritten Special Night des Young-Euro-Classic-Festivals im Konzerthaus standen Werke, die beide Arten des Zuhörens zu verbinden vermochten. Dies lag nicht zuletzt am skandinavischen Klaviertrio Ondine , das mit einer durchweg mitreißenden Interpretation der konzeptionell und satztechnisch sehr unterschiedlichen Werke durch den Abend führte.

Besonders rhythmisch vertrackt und feinsinnig komponiert ist das Werk „Spell“ des Dänen Per Nørgård: Schon in den ersten Takten formuliert er das minimalistische Grundmotiv, das in allen drei Stimmen versetzt auftaucht – ähnlich dem unregelmäßigen Aufschlagen von Regentropfen. Erik Heide (Violine), Jonathan Slaatto (Violoncello) und Martin Qvist Hansen (Piano) arbeiten die klangliche und harmonische Überlagerung ihrer Parts hervorragend heraus. Vorbild für das Stück „Doruntine“ des ebenfalls dänischen Komponisten Anders Nordentoft war die gleichnamige Heldin eines tragischen arabischen Märchens. Elegisch bewegt sich die Musik dem Ende zu, das die ersehnte Auflösung bringt: Jetzt erst erklingt das Thema, das dem Stück zu Grunde liegt.

Ihr inniges Spiel setzen die drei Musiker in Ravels Klaviertrio fort: Ein großer Spannungsbogen hält die zwei lyrischen und den tänzerischen Satz zusammen. Wild und ungestüm beschließen sie das 1914 entstandene Werk.

Vor wenigen Wochen erst beendete die junge Komponistin Ines Lütge ihr Auftragsstück für das Festival. Trotz einiger Längen in der kompositorischen Ausarbeitung gehen die Instrumente im ersten Satz von „spuren – zeichen – rufe“ eine faszinierende Verbindung ein: Eine Klangfläche aus Tremoli in Violine und Cello wird durch heftige Einwürfe des Klaviers unterbrochen. Ein musikalisches Erlebnis!

Franziska Richter

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