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Düzidüzi. Celal (Kostja Üllmann, sonst Ullmann) mit Baby.

© Wild Bunch

"Drei Türken und ein Baby" mit Kostja Ullmann: Papi ist ein Hurensohn

Dirty Talk und Wickeltisch: Nach "Evet, ich will" startet nun Sinan Akkus’ zweite Ethno-Komödie „Drei Türken und ein Baby“.

Männer – sofern sie denn nicht zur Speerspitze der Neuen-Väter-Bewegung gehören – stellen sich in Sachen Babybetreuung gewöhnlich eher dusslig an. Von türkischen Männern geht noch weniger die Kunde, dass sie ihr Elternzeit-Engagement in gefühlt tausend Büchern zum Thema „Mein Baby und ich“ aufbereiten. Da kommt es gerade recht, wenn Regisseur und Drehbuchautor Sinan Akkus, Experte für griffige Grundkonstellationen, den Machos vom Bosporus ein Denkmal setzt – und Coline Serreaus bereits mehrfach recycelten Klassiker „Drei Männer und ein Baby“ auf seine Weise aufpoliert. Schließlich hat er mit seinem großartigen Langfilmdebüt „Evet, ich will“ (2009) gleich zwei humoristische Fächer mit Timing, Tiefe und Witz bespielt: die Hochzeits- und die Ethno-Komödie.

Prompt keimt bei der schicken, im Cartoon-Look animierten und von coolem Hip-Hop bedröhnten Titelsequenz die Hoffnung auf ein weiteres Süper-Ding des auch als Schauspieler aus der Serie „Stromberg“ bekannten Deutschtürken. Zumal die Culture-Clash-Comedy hierzulande ja von „Kebab Connection“ bis „Almanya – Willkommen in Deutschland“ prima Blüten getrieben hat.

Die Charaktere bleiben blass, der Plot franst aus

Dass das dann doch nicht aufgeht, hat jedenfalls weder damit zu tun, dass Multikulti-Themen keinen komischen Zündstoff mehr bergen, noch damit, dass „Drei Türken und ein Baby“ mehr Gender- als Ethno-Clash ist. Sondern es liegt an groben handwerklichen Fehlern – dazu gehören die absolute Absehbarkeit (wer der Papi des überraschend anlandenden Babys ist, schnallt jeder sofort), die mangelnde Charakterzeichnung und der ausfransende Plot.

Auch kann es der falsche Deutschtürke Kostja Ullmann in Sachen Street Credibility und lässigem Charme – trotz einer halb indischen Mutter und eigens für die Rolle des Checkers Celal angeschafften Ü-Pünktchens im Nachnamen – nicht mit den echten Deutschtürken Kida Khodr Ramadan und Rapper Eko Fresh aufnehmen, die Celals Brüder Sami und Mesut spielen. Und eine Figur wie die biodeutsche Dirty-Talk-Oma, die sich den von Geldsorgen geplagten Celal als Lustknaben bucht und Sätze sagt wie „Ich fick dich Krankenhaus, du Hurensohn“, mag zwar krass sein. Aber krass peinlich.

Immerhin der optisch ergiebige Kontrast – hier das Baby als blonder Wonneproppen, dort die schwarzhaarigen Brüder, die ihr von den Eltern ererbtes Brautmodengeschäft zu verlieren drohen – ist für nette Scherze gut. Etwa als Sami den leicht religiös angewehten Mesut zurechtweist: „Nimm ihr das Kopftuch ab, das ist ein Baby, du Taliban!“ Und dass es dem Film gelingt, an dieser Kombi gar nichts Anzügliches zu finden, obwohl die unschuldigen Achtziger lange her sind, ist erfrischend. Ebenso wie die eingeborene Selbstverständlichkeit, mit der sich die Deutschtürken in ihrer Filmheimat Frankfurt am Main bewegen

In elf Berliner Kinos.

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