zum Hauptinhalt
Der Enyaq iV ist das Flaggschiff von Škodas Elektroflotte, angeboten mit drei Batteriegrößen und vier Leistungsstufen.

© Andreas Conrad

E-Mobility auf Tschechisch: Nie ohne meinen Regenschirm

Der Enyaq iV, das Flaggschiff von Škodas Elektroflotte, weist einige überraschende Ausstattungsdetails auf

Schade, dass jetzt nicht finstere Nacht ist. Klar, man könnte auch an halbwegs heiteren Herbsttagen wie diesem das Abblendlicht einschalten, aber die Wirkung des „Crystal Face“, mit dem der durch die Mittelgebirgsszenerie des Taunus rollende Škoda Enyaq iV 80x ausgestattet ist, wäre bei Sonnenschein arg reduziert. Früher genügten Scheinwerfer in der Form kugelrunder Kulleraugen oder querliegender Rechtecke als vordere Lichtquellen eines Autos. Heute sind sie Ergebnis langwieriger Designprozesse, wie die Rücklichter sein strahlendes Erkennungszeichen. Und bei einem vollelektrischen Gefährt wie dem Enyaq iV ist die gestalterische Herausforderung noch gestiegen. Einen Kühlergrill, der den Leerraum zwischen den Scheinwerfern füllt, benötigt es nicht mehr.

Licht- statt Kühlergrill: Das "Crystal Face" wird durch 131 LEDs illuminiert.
Licht- statt Kühlergrill: Das "Crystal Face" wird durch 131 LEDs illuminiert.

© Andreas Conrad

Hierzu gibt es gelungene und weniger gelungene Lösungen – und es gibt „Crystal Face“: statt Kühler- ein transparent verkleideter Lichtgrill aus 19 vertikalen, von 131 LEDs illuminierten Rippen, verbunden durch eine horizontale Lichtleiste, ein Detail von erheblichem Schau- und Imponiereffekt, allerdings nur optional, also gegen Aufpreis erhältlich.

Auch an den Schwamm fürs Kabel wurde gedacht

Dazu freilich ist schon der Ästhetik wegen zu raten. Die Standardversion wirkt nicht gerade edel, passt so gar nicht zum ansonsten optisch durchaus gelungenen, sportlich-eleganten Elektro-SUV, der nur partiell vielleicht etwas betulich erscheint. So wird die zweifellos gegebene Alltags- und Familientauglichkeit noch durch nützliche, aber nicht gerade coole Details betont, beispielsweise einen Reinigungsschwamm fürs Ladekabel, Klapptische mit Getränkehalter in den Rückenlehnen der Vordersitze oder ein serienmäßiges Regenschirmfach in der Fahrer- sowie ein optionales in der Beifahrertür.

Die größte Batterie des Enyaq iV kann in 38 Minuten von fünf auf 80 Prozent geladen werden.
Die größte Batterie des Enyaq iV kann in 38 Minuten von fünf auf 80 Prozent geladen werden.

© Škoda Auto Deutschland

Manchmal muss es etwas schneller gehen. Anfang 2019 – fünf Jahre zuvor hatte Volkswagen seinen e-Golf auf die Reise geschickt, von Tesla ganz zu schweigen – war die traditionelle 12-Volt-Starterbatterie noch der einzige Stromspeicher in einem Škoda. Erst im Mai jenen Jahres wurde, mit dem Antrieb der VW e-up!, der elektrische, inzwischen als Modell ausgelaufene Citigo-e iV vorgestellt. Die tschechische VW-Tochter war spät dran mit der Elektromobilität, was auch daran gelegen haben mag, dass es damals in ih-rem Stammland mit dem nordöstlich von Prag gelegenen Hauptsitz Mladá Boleslav eine nur schwach entwickelte Ladeinfrastruktur gab. Heute aber soll Tschechien nicht länger eine Elektrowüste sein, wie ja auch Škoda in nur gut zwei Jahren eine respektable, kürzlich beim Medientreff im hessischen Eppstein vorgestellte E-Flotte aufgebaut hat.

Den Octavia iV gibt es auch als spurtstarke RS-Version

Seit 2019 ist der Plug-in-Hybrid Superb iV im Angebot, mit einer Systemleistung aus Benziner und Elektromotor von 218 PS, bei einer Reichweite von bis zu 64 Kilometern im Elektro-Fahrmodus. Als zweites Plug-in-Modell kam vor rund einem Jahr der Octavia iV mit 204 PS Systemleistung und bis zu 70 Kilometern elektrischer Reichweite auf den Markt, den es mittlerweile, als Topmodell der vierten Generation des Škoda-Bestsellers, auch in der sportlichen RS-Variante gibt: 245 PS Systemleistung bei rein elektrischer Reichweite von bis zu 64 Kilometer. Die ist allerdings kaum zu erzielen, wenn man den Wagen unentwegt zeigen lässt, was er kann, nämlich in nur sieben Sekunden Tempo 100 km/h erreichen und, sofern zulässig, mit maximal 225 km/h dahinjagen.

Den Enyaq iV gibt es ab dem Frühjahr auch als Coupé - hier noch ein getarnter Erlkönig.
Den Enyaq iV gibt es ab dem Frühjahr auch als Coupé - hier noch ein getarnter Erlkönig.

© Škoda Auto Deutschland

Damit hängt so ein bei der Probefahrt in der Tat sehr sportiv wirkender Plug-in-Octavia den vollelektrischen Enyaq iV locker ab. Der ist zwar nach Herstellerangaben in seiner spurtstärksten Version um 0,1 Sekunden schneller auf 100, wurde aber aus gutem Grund – die Reichweite! – in allen Antriebsvarianten bei 160 km/h elektronisch abgeregelt. Die Škoda-Kunden stört dieses technisch verordnete Tempolimit des elektrischen Markenflaggschiffs offenkundig nicht: Von den fast 33 000 Bestellungen von Fahrzeugen der iV-Modellpalette in den ersten neun Monaten dieses Jahres – 23 000 mehr als im gesamten Vorjahr – entfiel etwas mehr als die Hälfte auf den Enyaq, gefolgt vom Octavia mit fast 12 000 und dem Superb mit rund 5000 Bestellungen.

Im Frühjahr kommt das Enyaq-Coupé

Der vollelektrische, seit diesem Frühjahr erhältliche Škoda, erstes Serienmodell der Tschechen auf der Basis des von Volkswagen entwickelten „Modularen Elektrifizierungsbaukastens“, hat also seine markeninterne Plug-in-Konkurrenz binnen kurzem locker überholt – ein Trend, der sich angesichts der künftigen Entwicklung des Modells kaum umkehren dürfte. Ab Frühjahr 2022 gibt es den Enyaq iV auch als Coupé, was neben dem optisch sportlicheren Auftritt die Aerodynamik und damit die Reichweite verbessert. Beim Medientreff war diese Variante schon zu sehen, allerdings mittels einer Folie voller Buchstabensalat noch als Erlkönig getarnt. Eine besonders spurtstarke RS-Variante soll folgen.

Im Zeichen des geflügelten Pfeils: das Interieur des Škoda Enyaq iV.
Im Zeichen des geflügelten Pfeils: das Interieur des Škoda Enyaq iV.

© Škoda Auto Deutschland

Doch schon jetzt steht der potentielle Käufer, neben der Frage, welche elf Ausstattungspakete, „Basic“ oder „Plus“, wohl wünschenswert seien, vor grundsätzlichen Entscheidungen: Beschleunigung oder Reichweite? Nur ein Motor hinten oder ein zweiter vorn? Also Heckantrieb oder Allrad?

Reichweitentest per "Range Calculator"

Drei Batteriegrößen und vier Leistungsstufen werden angeboten, wobei die leistungsschwächste Variante, wie zugegeben wird, kaum Freunde findet. Am weitaus häufigsten wird der Enyaq iV 60 geordert, dessen 62 kWh-Batterie das Fahrzeug idealerweise 412 Kilometer weit bringen soll. Das wirkt solide, obwohl das Fahrvergnügen, der Spaß an der Dynamik, bei der Allrad-Version 80x schon deutlich gesteigert ist. Wen aber als Elektro-Novize Reichweitenängste plagen, der ist wohl beim Enyaq iV 80 am besten aufgehoben: Heckantrieb, 204 PS, 82-kWh-Batterie für maximal 536 Kilometer, das ist innerhalb der Baureihe Spitze. Ein Idealwert, gewiss, von vielen Faktoren abhängig, einige kann man in den von Škoda auf seiner Website angebotenen „Range Calculator“ eingeben. 536 Kilometer – das setzt demnach als Jahreszeit Frühling oder Herbst voraus, dazu Stadtverkehr im Fahrmodus „Eco“, nur Fahrer oder Fahrerin sitzen im Wagen, und die Innentemperatur ist auf 20,5 Grad Celsius eingestellt. Wechselt man in den Sommer, so sind es immerhin noch akzeptable 507 Kilometer. Den Winter aber mag die Batterie gar nicht: Nach 388 Kilometern ist Schluss.

Der Škoda Enyaq iV ist in allen Varianten auf eine maximale Geschwindigkeit von 160 km/h elektronisch abgeregelt.
Der Škoda Enyaq iV ist in allen Varianten auf eine maximale Geschwindigkeit von 160 km/h elektronisch abgeregelt.

© Škoda Auto Deutschland

Technische Details des Škoda Enyaq iV

Abmessungen: 4,65 m (L), 1,88 m (B), 1,61 m (H)

Kofferraumvolumen: 585/1710 Liter

Antrieb/Batterie/Preis:

Enyaq iV 50:148-PS-Elektromotor, max. Drehmoment 220 Nm, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, von 0 auf 100 in 11,3 Sekunden, Batteriekapazität 55 kWh (netto 52 kWh), max. Reichweite 362 km, ab 33 800 Euro

Enyaq iV 60: 180-PS-Elektromotor, max. Drehmoment 310 Nm, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, von 0 auf 100 in 8,8 Sekunden, Batteriekapazität 62 kWh (netto 58 kWh), max. Reichweite 412 km, ab 38 850 Euro

Enyaq iV 80: 204-PS-Elektromotor, max. Drehmoment 310 Nm, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, von 0 auf 100 in 8,7 Sekunden, Batteriekapazität 82 kWh (netto 77 kWh), max. Reichweite 536 km, ab 43 950 Euro

Enyaq iV 80x: zwei Elektromotoren, Systemleistung 265 PS, max. Drehmoment 425 Nm, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, von 0 auf 100 in 6,9 Sekunden, Batteriekapazität 82 kWh (netto 77 kWh), mac. Reichweite 496 km, ab 47 000 Euro

Alle Fahrzeuge verfügen über einen Schnellladeanschluss für die Standards CCS/Combo 2 sowie ein Mode-3-Ladekabel für AC-Stationen (Typ 2, 16A). Dank der Schnellladefähigkeit mit bis zu 125 kW kann die größte Batterie des Enyaq iV in 38 Minuten von fünf auf 80 Prozent geladen werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false