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Ehrenbürger Gerhard Richter: "Das ist schon was"

Zu viel der Ehre? Der Maler Gerhard Richter hat die Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln erhalten. Er begründete bei dieser Gelegenheit erstmals öffentlich seine Ablehnung des Sächsischen Verdienstordens.

Köln - "Glücklich, dankbar und stolz" nahm Richter die Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln in Empfang. "Für mich ist das heute ein atemberaubendes Ereignis", sagte er im Historischen Rathaus. "Das ist schon was." Die Ehrenbürgerwürde sei auch mit keinem Kunstpreis vergleichbar, da sie etwas "Familiäres, Persönliches" habe. Gleichzeitig frage sich ein so scheuer Mensch wie er, dem "bei jeder öffentlichen Ehrung unbehaglich" sei, "ob die Stadt sich nicht zu sich zu enthusiastisch" für ihn entschieden habe.

Vor der Presse begründete der gebürtige Dresdner anschließend seine Ablehnung des Sächsischen Verdienstordens. "Warum sollte ich jetzt einen Orden kriegen, wo ich gar nichts geliefert habe? Ich habe zu wenig getan, ich würde mich etwas genieren." Eine Ehrung müsse auch Sinn machen. Außerdem habe er grundsätzlich so seine Schwierigkeiten mit Auszeichnungen: "Orden nehme ich sowieso nicht gern. Das macht keinen Spaß." Die Ehrenbürgerwürde sei etwas anderes, da Köln seine Heimat sei und er ein Fenster für den Kölner Dom entworfen habe.

Köln keine Liebe auf den ersten Blick

Die Distanz, für die Richters Werk bekannt ist, verließ den 75-jährigen Künstler bei aller Freude auch an diesem Tag nicht. Auf hoffnungsvolle Fragen der Kölner Lokalpresse, warum er sich 1983 in der Domstadt angesiedelt habe, erwiderte er: "Das war Zufall." Zunächst habe er sich in der Stadt auch nicht zu Hause gefühlt: "Richtig heimisch bin ich erst, seit - na - drei meiner Kinder hier geboren und getauft worden sind."

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) sagte, Richter habe "in mehr als vier Jahrzehnten ein unvergleichbares künstlerisches Werk geschaffen, das unbestritten zu den bedeutendsten der Gegenwartskunst gehört". Sogar die britische Zeitung "The Guardian" sehe in ihm mittlerweile den "Picasso des 21. Jahrhunderts".

Richter: Etwas Figürliches "konnte ich nicht"

Armin Zweite, der Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, sagte in seiner Laudatio, der zentrale Gedanke in Richters Werk sei, dass der Mensch die Welt nur sehr beschränkt wahrnehmen könne. Er zitierte den Maler mit den Worten: "Ich misstraue nicht der Realität, von der ich ja so gut wie gar nichts weiß, sondern dem Bild von Realität, das uns unsere Sinne vermitteln und das unvollkommen und beschränkt ist." Dieses Bewusstsein, in einer illusionären Welt zu leben, habe Richter immer wieder artikuliert. So erkläre sich auch die charakteristische Unschärfe seiner Bilder: Nichts sei greifbar, nichts wirklich sicher, sagte Zweite.

Im Text der Ehrenbürgerurkunde verweist die Stadt Köln besonders auf das Fenster, das Richter für das südliche Querhaus des Doms entworfen hat und das am 25. August eingeweiht werden soll. Richter sagte dazu: "Das ist ja so eine tolle Ehre, ein Domfenster machen zu können, das ist ein wunderschönes Gefühl." Allerdings hätten seine Auftraggeber gern etwas Figürliches gehabt, "und das konnte ich nicht". Richter lieferte schließlich einen Entwurf mit abstrakten Farbflächen, die durch mittelalterliche Ornamentfenster inspiriert sind. (tso/dpa)

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