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Eigentumsverhältnisse: Bilderrätsel

Für ein Bild von Max Liebermann, das 2005 für 280 000 Euro bei der Villa Grisebach versteigert worden ist, hat sich nun der Erbe eines Alteigentümers gemeldet.

Der Erbe Victor von Klemperer meint mittels eines Fotos von 1938 belegen zu können, dass das Bild „Das Kohlfeld im Wannseegarten“ im Esszimmer seiner Großeltern in Dresden hing. 1938 emigrierte diese nach Südafrika. Das in Dresden verbliebene Vermögen zogen die Nazis ein, ein Gesetz des sächsischen Innenministeriums, die sogenannte „Lex Klemperer“, sollte die Enteignung legalisieren. Eine ARD-Kontraste-Sendung vom 10. April berichtete über den Fall und suggerierte, das Berliner Auktionshaus „habe Geld mit geraubter Kunst gemacht“.

Bernd Schultz, Geschäftsführer des Berliner Auktionshauses, weist die Vorwürfe scharf von sich. Bei der Versteigerung 2004 habe man von etwaigen Ansprüchen der Klemperer-Erben nichts gewusst – in den im Katalog angegebenen Provenienzen wird als letzter Eigentümer ab 1917 die Sammlung Oskar Schmitz in Dresden genannt. Erst 1954 taucht ein Erwerber in Bad Homburg auf. Trotzdem habe man, wie in jedem Fall, vor der Versteigerung alle in Frage kommenden Stellen wie den Cassirer-Nachlass sowie das Art Loss Register befragt, ob Informationen über das Bild vorlägen.

Erst Ende Februar 2008 habe Victor von Klemperer Kontakt zur Villa Grisebach aufgenommen. Man habe ihm daraufhin den Kontakt zum damaligen Einlieferer wie auch zum Erwerber vermittelt und eigene juristische Recherchen aufgenommen. Das Bild war 1988 von Sotheby’s versteigert worden und 2004 in der Hamburger Kunsthalle sowie 2005 in der Berliner Nationalgalerie bei der Liebermann-Ausstellung zu sehen gewesen. Es zeigt den Wannsee-Garten von Max Liebermann mit der kriegsbedingten Nutzung durch ein Kohlfeld.

Der Umgang von Auktionshäusern mit Kunstwerken, die zwischen 1933 und 1945 den Besitzer gewechselt haben, hat sich sensibilisiert. So haben die drei großen internationalen Auktionshäuser Sotheby’s, Christie’s und Phillips de Pury & Company erklärt, keine Kunstwerke zu verkaufen, deren Provenzienz in diesen Jahren ungeklärt ist beziehungsweise sie so lange zurückzuhalten, bis diese Klärung erfolgt ist. Eine Einbehaltung würde Bernd Schultz für die Villa Grisebach aus juristischen Gründen nicht unterstützen. Eine Klärung der Eigentumsverhältnisse nach allen zur Verfügung stehenden Informationen will er jedoch bei jedem einzelnen bei ihm versteigerten Objekt versucht haben. Den Vorwurf, man handele wissentlich mit Raubkunst, weist er daher von sich. Schultz war 2006 als vehementer Kritiker der Restitution des Kirchner-Bilds „Berliner Straßenszene“ aufgetreten.

Christina Tilmann

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