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Kultur: Ein Glanz liegt in der Luft

„The Artificial Nature Project“ im HAU 2.

Von Sandra Luzina

Am Freitagabend beginnt für viele das Wochenende. Im HAU 2 aber beginnt dann erst die Arbeit. In „The Artificial Nature Project“ muten die sieben Performer, die mit Kapuzenanzügen und Mundschutz vermummt sind, wie ein Räumtrupp an. Anfangs sieht man minutenlang nur Lichtpunkte durchs Dunkel tanzen, die sich zu zerplatzenden Bläschen verwandeln. Nach diesem kosmischen Spektakel glimmt die Bühne wie nach einem Fallout. Da hocken die Performer nun in Bergen eines Abfallprodukts, das gefährlich schimmert im spärlichen Licht der Neonröhren.

Mette Ingvartson will in ihrer Performance die „Begegnung zwischen Menschen und nicht-humanoiden Objekten“ untersuchen. Und das bedeutet für die Bühne: Ingvartson entwirft eine Choreografie für Silberfolienschnipsel. Wenn die Darsteller sie wie Konfetti in die Luft werfen, fühlt man sich an isländische Geysire und ihre Fontänen erinnert. Die Tänzer sind fast unsichtbar, umhüllt von diesem Gestöber, das die Aura eines Naturschauspiels umgibt. Danach rücken sie mit Laubbläsern aus – und pusten gründlich die Folien zusammen, die nunmehr rötlich und orange glitzern.

Dabei gehen sie mit großem Ernst ans Werk, dennoch stellt diese Performance mit Baumarkt-Charme nur eine sinnlose Verschwendung von Energie dar. Ist das nun eine Metapher für unsere Gesellschaft, die ihre Abfälle nicht mehr entsorgen kann? Doch Ingvartson bekommt einfach nicht genug vom Schauspiel der schwebenden Folien. So fällt die ökologische wie künstlerische Bilanz dieses Abends bedenklich aus. Sandra Luzina

HAU 2, noch einmal Sonntag, 17 Uhr

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