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Kultur: Ein Himmel voller Kacheln

KABARETT

Der Fliesenleger hat nur eine Passion, meint Andreas Rebers, dass alles, die ganze Welt, ordentlich „verfugt“ ist. Fliese neben Fliese. Blitzeblank. Rebers reibt die Handkanten aneinander, um zu demonstrieren, was eine gute Fuge ist. Was eine schlechte ist, zeigt er nicht, aber man kann es sich denken. Es ist das, was ihn, den Kabarettisten und bühnenmäßigen Fliesenleger, zur Verzweiflung treibt. Nennen wir es das widerspenstige Element: Die Hose rutscht. In der Restmülltonne liegt ein Fernseher. Immer ist die Einfahrt zugeparkt. „Wie kann man in Frieden leben, wenn dir dein Nachbar nicht gefällt?“, fragt Rebers.

Kabarettisten sind Pedanten, sie wissen immer alles besser – auch wenn sie nur so vor sich hin plaudern. Und Andreas Rebers ist ein tückischer Plauderer. Mit „Nebenan und nebenbei“ setzt der gebürtige Braunschweiger und Zwangsmünchner in der Bar jeder Vernunft sein scheinbar zielloses Schwadronieren mit einem neuen Programm und einer alten Methode fort (bis 26. Oktober, Mo–Do 20.30 Uhr, Fr–So 20 Uhr). Der Fliesenleger ist da nur eine Hilfsfigur für die gequält lockere Marotte, das Innenleben eines deutschen Spießers zu sezieren. Wenn Rebers sich sein Akkordeon umschnallt, verfugt er die Welt gewissermaßen musikalisch. Volksmusik, Zweivierteltakt – das ist auch so eine Quadratur der inneren Befindlichkeit. Ein Abdichtungssystem. Rebers Humor braucht eine Weile, um sich aus dem Kachelmuster seiner verschwiemelten Obsessionen zusammenzusetzen.

Seine nebenbei gesetzten, hintersinnigen Pointen, die er aus der immer wahnwitzigeren Beziehung zum Figurenrepertoire seiner Nachbarschaft herausschlägt, begreift man mitunter erst am nächsten Tag. Aber so ist das mit Fliesenlegern. Wenn sie längst wieder weg sind, platzt eine Fuge auf, quillt Wasser durch die Wand.

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