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Jeder Song eine Story. Ben Folds ist ein großer Erzähler. Foto: Davids/Schmidt

© DAVIDS

Kultur: Ein Kindskopf gibt den Karajan Songwriter Ben Folds

im Huxley’s

Es war immer eine gewisse Ambivalenz, die den Reiz des amerikanischen Songwriters Ben Folds ausmachte. Einmal ist da Folds, der Geschichtenerzähler. Ein Chronist amerikanischer Befindlichkeiten, der spätestens mit den 2005 erschienenen „Songs For Silverman“ zu Größen wie Randy Newman oder Jackson Browne aufschloss. Andererseits, und das zeigt sich im recht locker gefüllten Berliner Huxley’s schon nach zwei, drei Songs, ist er ein Entertainer. Ein Typ, der sich an deutschen Kraftausdrücken erfreut und mit kindlicher Freude einen Hit des Teeniestars Kesha in sein Repertoire integriert.

„Sleazy“ gerät in der Folds-Variante zu einem der Höhepunkte des Abends, ein Zufallstreffer. Folds und seine Band hatten beschlossen, jenen Song nachzuspielen, der am ersten Tag ihrer Tour Nummer eins der iTunes-Charts war. Gegen Ende des Konzerts steigt der Sänger auf den Flügel, um einige Minuten lang sein in drei verschiedenen Stimmlagen singendes Publikum zu dirigieren. Ein Kindskopf.

So etwas wirkt schnell albern, bei Folds funktioniert es. Über zwei Stunden lang spielt er sich durch sein Repertoire. Der Abend beginnt mit „Levi Johnston’s Blues“, einem durchaus respektvollen Einblick ins Leben der Familie Palin, die zum Entstehungszeitpunkt des Textes „a heartbeat away from presidency“ ist. Und die Stücke aus dem etwas zu gediegenem, gemeinsam mit dem britischen Bestsellerautor Nick Hornby geschriebenen Album „Lonely Avenue“ passen gut etwa zu der wunderbaren Coming-of-Age-Hymne „Landed“ oder „Still Fighting It“, das Folds für seinen kleinen Sohn schrieb. Den meisten Applaus bekommen „You Don’t Know Me“ und „Bitch Went Nuts“. Vielleicht ist die Stille, die sich in den Momenten ausbreitet, in denen Folds alleine am Flügel sitzt, die schönste Art der Anerkennung. Jochen Overbeck

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