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Kultur: Ein Mann, ein Werk

Er gehört zu jenen Komponisten, deren Namen die meisten Klassikliebhaber sofort und ausschließlich mit einem einzigen Werk verbinden. Joaquin Rodrigo - das ist das "Concierto de Aranjuez", so wie Bizet gleichbedeutend ist mit "Carmen" oder Ravel mit dem "Bolero".

Er gehört zu jenen Komponisten, deren Namen die meisten Klassikliebhaber sofort und ausschließlich mit einem einzigen Werk verbinden. Joaquin Rodrigo - das ist das "Concierto de Aranjuez", so wie Bizet gleichbedeutend ist mit "Carmen" oder Ravel mit dem "Bolero". Obwohl Rodrigo in seinem langen Komponistenleben fast 300 Stücke für unterschiedlichste Besetzungen geschrieben hat - darunter allein vier weitere Gitarrenkonzerte -, überragte das eine, das berühmte Meisterwerk alle anderen, verstellte den Blick auf das übrige Oeuvre. 1939 geschrieben, begründete das "Concierto de Aranjuez" nach dem sensationellen Uraufführungserfolg ein Jahr später den Ruhm Rodrigos. Es war ein schmaler Ruhm, aber ein rekordwürdiger: Häufiger ist seitdem keine Komposition eines Spaniers aufgeführt worden (weil die allerbeliebtesten "spanischen" Stücke - eben "Carmen" und der "Bolero" - von Franzosen stammen).

Am 22. November 1901 in Sagunto bei Valencia geboren, erkrankte Rodrigo im Alter von drei Jahren an Diphtherie und erblindete. Trotzdem lernte er Geige und Klavier spielen und erhielt früh Kompositionsunterricht. 1927 ging er nach Paris und wurde Schüler von Paul Dukas. Von dem großen Klangmischer der französischen Schule lernte Rodrigo den Umgang mit Orchesterfarben, aus der spanischen Folklore entlehnte er seine melodischen Einfälle; ein Konzept, das er nach dem Erfolg des "Concierto de Aranjuez" beibehielt. Rodrigo orientierte sich lieber an der "romantischen" Vergangenheit als an der Avantgarde, er wollte kein Komponist der Moderne sein, er beanspruchte für sich nur eine Fußnote in der Musikgeschichte. "Es mag sein, daß mein Glas klein ist", antwortete er denen, die ihm stilistische Monokultur vorwarfen, "aber ich trinke zumindest aus meinem eigenen Glas."

1990 hat Rodrigo zu Ehren von Spaniens Königin Sofia die "Liricas castellanas" geschrieben. Nach seinem Tod revanchierte sich das Königspaar nun mit einem Beileidstelegramm an Rodrigos Familie: Der Tod des "universellen Meisters" erfülle ihn mit Schmerz, sagte König Juan Carlos. Die Stadt Aranjuez, die Sommerfrische der spanischen Könige südlich von Madrid, ordnete eine offizielle Trauer von drei Tagen für ihren berühmtesten "Adoptiv-Sohn" an.

Joaquin Rodrigos Leben hat nach 98 Jahren in Madrid ein Ende gefunden. Die schönen Tage des Concierto de Aranjuez aber sind noch lange nicht vorüber.

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