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Kultur: Ein Planet? Ein Tintenfischrücken!

Haus Nr.4 in der Zitadelle Spandau: Das früher "Heeresschutz-Glaslaboratorium" beherbergt heute eine Kunstschule, Proberäume, Werkstätten und Ateliers.

Haus Nr.4 in der Zitadelle Spandau: Das früher "Heeresschutz-Glaslaboratorium" beherbergt heute eine Kunstschule, Proberäume, Werkstätten und Ateliers.Zwei Künstler, Martin Sauerborn und Jan-Michael Sobottka, ergriffen im vorigen Frühjahr die Initiative und funktionierten den dazugehörigen Flur zum Ausstellungensort um.Zum einjährigen Bestehen des "Kunstflur Spandau" zeigen nun Akinbode Akinbiyi, Hans-Peter Klie und Gerhard Haug ihr Fotografieprojekt "Referenz".

In den Arbeiten aller drei spiegelt sich die Skepsis gegenüber dem eigenen Medium, ein Mißtrauen gegenüber dem vermeintlichen Wahrheitsgehalt der Fotografien.Dies ist der gemeinsame Dreh- und Angelpunkt ihrer individuellen Positionen.Wie drei unterschiedliche Türen öffnen sie sich dem Besucher des Kunstflurs mit jeder weiteren Folge der drei Einzelausstellungen.Dem gerade Ausstellenden erweisen die beiden anderen Künstler jeweils mit einer eigenen Arbeit ihre Reverenz.

Nach Akinbiyi zeigt nun Hans-Peter Klie seine Fotoserien "Amorphe Begriffe".In langen schmalen Reihen ordnet er seine Schwarzweiß-Aufnahmen bezugnehmend auf die hohen Pfeiler der Raumarchitektur übereinander an.Klie kombiniert zentrale Bildelemente mit Zeichen.Er besetzt die Oberfläche mit grafischen Strukturen, Punktrastern, einfachen Piktogrammen, einzelnen Ziffern, Buchstaben oder Satzzeichen.Klies Bildmotive geben dem Betrachter Rätsel auf.Ob es sich bei einem gemaserten Oval um eine kartografische Aufnahme mit Höhenlinien handelt, eine Insel, einen Planeten oder das Innere einer Muschel, bleibt Spekulation.Tatsächlich hat er den Rückenknorpel eines Tintenfischs fotografiert.

Die Serien entwickeln durch ihre rhythmische Anordnung und die Ambivalenz von Schärfe / Unschärfe, Verbergen / Enthüllen und ihrer rhythmischen Anordnung eine eigene Poesie.Die Zeichen oder Ziffern aber objektivieren; sie vermitteln den Eindruck vergleichender Versuchsreihen, exakter Berechnungen, wissenschaftlichen Dokumentationen oder Schautafeln.Klie geht es um die Bilder im Kopf - und wie sie entstehen.Er fragt: "Was passiert beim Betrachter, der die Bilder einzuordnen versucht und dabei an Grenzen stößt?" Durch serielle Wiederholung konstituiert sich Bedeutung, der Sinn aber verflüchtigt sich.

Kunstflur Spandau in der Zitadelle, Haus IV, Straße am Juliusturm 25; Hans-Peter Klie bis 23.Mai; Gerhard Haug 6.Juni bis 4.Juli, täglich 15-19 Uhr.

ELFI KREIS

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