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Klaus Lederer

© dpa

Ein Senator für die Berliner Kultur: Linken-Chef Klaus Lederer wird Kultursenator

Nach zehn Jahren bekommt Berlin wieder ein eigenständiges Kulturressort. Den Job übernimmt der Linken-Vorsitzende Klaus Lederer.

Berlin bekommt wieder einen eigenständigen Kultursenator. Nach Informationen des Tagesspiegels übernimmt der 42-jährige Linken-Chef Klaus Lederer den Posten, nachdem zehn Jahre lang der Regierende Bürgermeister das Amt persönlich innehatte, zuletzt Michael Müller (SPD)  mit dem Staatssekretär Tim Renner.
Im Wahlkampf war engagiert darüber diskutiert worden, ob die Kultur als Chefsache besser fährt oder mit einem eigenen Ressort. Lederer hatte sich als Landesvorsitzender der Linkspartei für letzteres stark gemacht und sich seitens der Opposition engagiert in Kulturfragen eingemischt, so etwa bezüglich der Kostenexplosion und Bauverzögerung bei der Staatsopern-Sanierung. In einem kulturpolitischen Essay forderte Lederer Ende August im Tagesspiegel einen kulturpolitischen Neustart: Berlin brauche eine „integrierende Kulturpolitik, die auf soziale Herausforderungen reagiert, den Metropolencharakter der Gesamtstadt ebenso im Blick hat wie die kulturelle Basis in den Bezirken“. Strukturell müsse die Kultur mit Themen wie Bildung, Integration, Stadtentwicklung oder Kreativwirtschaft verknüpft“ werden. Die größte kulturpolitische Herausforderung in der rasant wachsenden Stadt sei es, „Teilhabe und Zugänge zur Kultur zu fördern“.

Lederer wird als zusätzliche Aufgabe das vergleichsweise kleine Ressort Europa übernehmen, wie am Mittwochnachmittag bekanntgegeben wurde. Michael Müller, der immer zu verstehen gegeben hatte, er wolle weiter die Kultur mitverantworten, übernimmt als Regierender Bürgermeister das Wissenschaftsressort.

Im Tagesspiegel hatte Klaus Lederer mit Blick auf seine Vorgänger vor allem die Entscheidung über die Nachfolge des Volksbühnen-Chefs Frank Castorf kritisiert, er sprach von einem „ebenso kultur- wie stillosen Umgang“ mit Castorf und monierte bei Müller und Renner „fragwürdige Personalentscheidungen“, nicht nur mit Blick auf die Ernennung des Museumsmanns Chis Dercon zum künftigen Volksbühnenchef. Nun wird Lederer die Dercon-Entscheidung aber kaum rückgängig machen können, schon gar nicht unter einem Regierenden Michael Müller.

Die Ernennung von Dercon war ein Coup Müllers und seines bisherigen Kulturstaatssekretärs Tim Renner, der für landesweite Debatten gesorgt hatte. Ob der Popmanager weiter politisch tätig sein wird, ist bislang offen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Linke Berlins Kultursenator stellt. Von 2002 bis 2006 war Thomas Flierl Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Zu seinen wichtigsten Amtshandlungen gehörte die von heftigen Diskussionen begleitete Restitution des Kirchner-Bildes „Berliner Straßenszene“ an die Nachfahren der jüdischen Eigentümer. (Tsp)

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