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Kultur: Eine Leinwand für alle

Menschenrechte im Film: „One World Berlin“

Der Festivalzirkus wird immer größer, immer enger rücken die Termine zusammen, und auch die wettbewerbsorientierten Premieren-Festivals haben es zunehmend schwer, eigenständige Qualität zu behaupten. Gelassen ignorieren können das Gerangel nur jene Veranstaltungen, die sich aus dem Angebot einfach das herauspicken, das ihnen am gelungensten erscheint. Zum Beispiel das One World Festival, das sich seit sechs Jahren in Prag erfolgreich als „Medienfest zum Thema Menschenrechte“ präsentiert. Dieses Jahr tourt das Festival mit seinen 40 Programmen erstmals fast komplett nach Berlin weiter. So kann auch das hiesige Publikum erstmals viele Dokumentarfilme im Kino sehen, die anderswo schon Preise einheimsten. Ein Beispiel: Juliano Mer Khamis und Danniel Danniels „Arna’s Children“ – das ebenso warmherzige wie pessimistische Porträt einer von einer israelischen Menschenrechtlerin aufgebauten Kinder-Theatergruppe im palästinensischen Jenin.

Eine Welt heißt: eine Erde – und entsprechend universalistisch und im weitesten Sinn politisch verstehen die Festivalmacher auch ihr Konzept. So reicht bei der „One World Berlin Edition“ das Spektrum der dokumentarischen Formen von der polemischen Medienkritik („Citizen Berlusconi“) über Werner Herzogs beschauliches „Rad der Zeit“ bis zur ethnografisch-juristischen Rekonstruktion („La pasión de Maria Elena“) aus dem indianischen Nordmexiko. Antje Hubert besucht in „Jetzt fahrn wir übern See“ den Waldhof, eine der wenigen psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland, die ihren Bewohnerinnen ein eigenes Familienleben ermöglichen. Die Berliner Mitveranstalter aus dem Umfeld des Eiszeit-Kinos haben das Prager Urfestival um eine Programmschiene zum Thema Behinderung erweitert – neben Filmen gibt es etwa auch ein Konzert mit dem contergangeschädigten „Thalimodide Ninja“ Mat Fraser.

Überhaupt legen die Veranstalter Wert darauf, die Filme nicht einfach nur abzuspielen, sondern mit Gästen, Gesprächen und Workshops in einen kommunikativen Kontext zu stellen. Hauptsponsoren sind dabei die Aktion Mensch und die Bundeszentrale für politische Bildung, die Liste weiterer Programmpartner reicht von Amnesty über das Jüdische Museum bis zur Islamischen Föderation in Berlin.

Bis 24. November im Filmkunsthaus Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz, im dokument-Kino und zahlreichen weiteren Veranstaltungsorten. Details im Internet unter „www.oneworld-fest.de"

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