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Kultur: Eine Schöne verschwindet

„Das Orangenmädchen“ – nach Jostein Gaarder

Eigentlich will Georg (Mikkel Bratt Silset) rauf in die norwegische Schneelandschaft, um einen seltenen Kometen zu beobachten. Doch was, wenn der AstroFreak plötzlich vom toten Vater einen Geburtstagsbrief bekommt? Das kann einen 16-Jährigen schon durcheinanderbringen – vor allem, wenn man den Verlust in den Tiefen seiner Erinnerung vergraben hat, unter einigen Schichten Wut.

In dem Brief, den Georg auf die Reise mitnimmt, erzählt der Vater Jan Olav (Harald Thomson Rosenstrom) von der schicksalhaften Begegnung mit einer rätselhaften Frau – dem Orangenmädchen (Annie Dahr Nygaard). In der Straßenbahn lässt die Schöne eine Tüte Orangen fallen, lächelt und verschwindet. Jan Olav sucht sie fieberhaft und folgt ihr bis nach Sevilla. Es ist die Geschichte einer großen Liebe, die auch Georgs Leben entscheidend beeinflusst.

Die norwegische Regisseurin Eva Dahr hat den philosophischen JugendbuchBestseller „Das Orangenmädchen“ ihres Landsmanns Jostein Gaarder in ein Liebesmärchen verwandelt, das drei Erzählebenen vereint: die Geschichte vom Orangenmädchen, Jan Olavs Tod – und Georgs Romanze mit der gleichaltrigen Stella (Emilie K. Beck), die ebenfalls im Skigebiet unterwegs ist. Elegant fließen die Geschichten ineinander, mit jeweils eigener visueller Sprache: Jan-Olavs liebesbeschwingte Odyssee etwa ist mit unruhiger Handkamera (Harald Paalgard) gefilmt; dagegen lösen sich die bruchstückhaften Bilder seiner Krankheit in traumwandlerische Nahaufnahmen und Zeitlupen auf. Insgesamt setzt die Verfilmung mehr auf Romantik als auf Philosophie. Immerhin aber helfen die posthumen väterlichen Reflexionen Gregor, selber in den Fluss des Lebens einzutauchen. Jenny Becker

FT Friedrichshain, Kant, Kulturbrauerei, Moviemento, Union; OmU in den Hackeschen Höfen

Jenny Becker

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