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Kultur: Eine Werkübersicht als Stadtführer - von Gerkan, Marg und Partner

Im Abstand von nur zwei Jahren ist das Werkverzeichnis des Hamburger Architekturbüros von Gerkan, Marg und Partner (gmp) um einen weiteren, umfangreichen Band gewachsen. Es ist bereits der siebte.

Im Abstand von nur zwei Jahren ist das Werkverzeichnis des Hamburger Architekturbüros von Gerkan, Marg und Partner (gmp) um einen weiteren, umfangreichen Band gewachsen. Es ist bereits der siebte. Umfassten der erste Band noch zwölf Jahre Arbeit der 1965 begründeten Partnerschaft und die beiden folgenden jeweils fünf, sind es jetzt nur mehr zwei Jahre, die die Veröffentlichung einer Zwischenbilanz erforderten. Nicht weniger als zwanzig Bauten sind im vorgestellten Zeitraum von 1997 bis 1999 verwirklicht, weitere 48 Projekte erdacht worden: Derart beeindruckend ist die Produktivität der mit 250 Mitarbeitern größten deutschen Architektenfirma.

Der wichtigste Ort für die Arbeit von gmp liegt an der Spree. Die neue Werkübersicht liest sich wie ein Stadtführer: ob Pariser Platz, Spandau, oder Tegel, überall sind Bauten emporgewachsen oder, wie im Falle Lehrter Bahnhof, noch im Entstehen begriffen. Das ist - nebenbei - die Schwäche der geringen Abstände zwischen zwei aufeinander folgenden Werkverzeichnissen, dass die zunächst im Projekt vorgestellte Bauten im nächsten Band nicht in jedem Fall bereits abgeschlossen sind.

Wie immer, ist auch der vorliegende Band mustergültig nach Bauaufgaben gegliedert, so dass Stil und Schwerpunkte des Büros klar hervortreten. Es gibt kein zweites deutsches Architekturteam, das derart auf den öffentlichen Auftraggeber setzt - und sich derart vehement für Qualitätsbewusstsein im öffentlichen Bauen einsetzt. Mit welchen Schwierigkeiten gmp zu kämpfen haben, sollte gerade in Berlin gewürdigt werden. So war der wunderbare Fernbahnhof Spandau der auf Durchschnittsware geeichten Bahn AG nur mühsam zu vermitteln. Hoffen wir, dass der Lehrter Bahnhof ungeachtet der enormen, auf den bisherigen Tunnelbohrungen beruhenden Konstenexplosion nach dem vorgesehenen, wahrhaft urbanen Entwurf als Stadt-Entree realisiert wird.

Wie sehr in Berlin auch das Private ins Öffentliche drängt, lässt sich an der Repräsentanz der "Dresdner Bank" am Pariser Platz erleben. Eines der schönsten Atrien in der Stadt dient in dichter Folge als Rahmen für Auftritte aller Art, vom Konzernempfang bis zur Modenschau. Es ist die Noblesse dieser Architektur, die eine solche Nutzungsvielfalt erlaubt. Dass gute Architekten in der Regel zugleich gute Innengestalter sind, zeigen gmp an einer kleinen, feinen Auftragsarbeit: der Gestaltung für den Renommierexpress der Bahn, den "Metropolitan". Er verbindet derzeit Köln mit Hamburg. Die Bahn wäre gut beraten, diesen edlen Zug künftig auch in die Hauptstadt rollen zu lassen. Unter den gläsernen Tonnendächern des Spandauer Bahnhofs könnte er seinen schönsten Zwischenhalt einlegen.Meinhard von Gerkan: von Gerkan, Marg und Partner. Architecture 1997 - 1999. Birkhäuser Verlag, Basel / Berlin / Boston 2000, deutsch/englisch, 356 Seiten m. 400 Farb-, 200 Duotone- und 110 s/w-Abbildungen, Ln. 148 DM.

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