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Kultur: Einer gegen alle

plädiert für den Kampf der Violine Ob die Wende vom 20. zum 21.

plädiert für den Kampf der Violine Ob die Wende vom 20. zum 21.Jahrhundert einmal als Renaissance des großen Virtuosenkonzerts in die Musikgeschichte eingehen wird? Schaut man sich an, was an großen Werken in den letzten Jahren geschaffen worden ist, drängt sich dieser Gedanke geradezu auf: Ob Magnus Lindbergs phänomenales Klarinettenkonzert, das inzwischen weltweit gefeierte (und in Berlin uraufgeführte) Violinkonzert von Unsuk Chin oder auch das am letzten Montag aus der Taufe gehobene Violinkonzert von Thomas Adés – die Klassikgattung, die am stärksten im 19. Jahrhundert verhaftet ist, erlebt derzeit eine erstaunliche Blüte. Der Kampf des solistischen Individuums gegen das orchestrale Kollektiv scheint immer neue kreative Energien zu produzieren.

Im Spannungsfeld von Chin und Adés wäre es spannend gewesen zu erfahren, was Jörg Widmann, Deutschlands derzeit wohl gehyptester Komponist, zu sagen hat. Die für Freitag angesetzte Uraufführung seines Violinkonzerts ist allerdings abgeblasen worden: Widmann ist mit dem Opus nicht rechtzeitig fertig geworden. Stattdessen werden Christian Tetzlaff und die Junge Deutsche Philharmonie nun im Konzerthaus Alban Bergs Violinkonzert spielen. Auch schön.

Noch schöner wäre es allerdings, Tetzlaff hätte sich ein Beispiel an seiner Kollegin Isabelle Faust genommen, um sich für ein seltener gespieltes Werk der klassischen Moderne einzusetzen: Davon gibt es genug, und das erste, 1949 entstandene Violinkonzert des großen eigenbrötlerischen Schweden Allan Pettersson, das Faust und das Ensemble Oriol am Donnerstag im Kammermusiksaal vorstellen, ist ein solches Stück. Sein zweites, fast einstündiges Violinkonzert von 1977, das früher in einer grandiosen Aufnahme mit Ida Haendel und Herbert Blomstedt erhältlich war, hätte eine Wiederentdeckung sogar noch mehr verdient – wenn wieder eine Uraufführung ausfällt.

Jörg Königsdorf

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