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Kultur: Einsame Töne

Die Staatsoper bespielt nun auch die Schiller-Werkstatt

Verglichen mit dem Wagnis einer Uraufführung ohne Regisseur, das die Staatsoper zur Saisoneröffnung eingegangen war, musste ihre erste Werkstattpremiere als sichere Bank erscheinen – auf der man es sich trotzdem nicht bequem machen konnte, denn die Sitzgelegenheiten reichten nur für die älteren Zuschauer.

Mit „Miss Donnithorne’s Maggot“ (1969) von Peter Maxwell Davies und „Infinito Nero“ (1998) von Salvatore Sciarrino hatte man zwei gut abgehangene Monodramen der klassisch werdenden jüngeren Moderne ausgesucht, die das beliebte Thema der alleinstehenden wahnsinnigen Frau behandeln. Hanna Dóra Sturludóttir weiß die letzten verhuschten Zuckungen der am Hochzeitstag verlassenen Miss Donnisthorne in Ton und Geste beeindruckend umzusetzen. Und auch die Idee, die Darstellerin in eine Pappbox zu setzen, das Geschehen per Handkamera zu übertragen und so das Voyeuristische der Situation zu unterstreichen, ist stimmig. Und doch bedient Michael von zur Mühlens Inszenierung letztlich nur den alten frivolen Kitzel an erotisch aufgeladener weiblicher Raserei, anstatt sich mit der hässlichen Nähe von Wahnsinn und Alltag zu beschäftigen.

Nervend wird die multireferenzielle, ironisch-pubertäre Haltung der Regie allerdings bei Sciarrinos Studie über die Visionen der Maria Magdalena von Pazzi: Hier lässt der Aktionismus der als Blue Men, Nonnen und enthemmte Priester agierenden Statisten die feinsinnigen Atem-, Herzklopfen- und Plapperstudien von Sarah Maria Sun sowie der Orchesterakademie der Staatskapelle Berlin (Leitung: Arno Waschk) komplett in den Hintergrund treten (wieder am 7., 9., 11. und 13 Oktober). Carsten Niemann

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