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Kultur: Einzeltänzer

Eine Strawalde-Ausstellung im Deutschen Bundestag

Woher nimmt der Mann nur diese Kraft? Selbst wenn Jürgen Böttcher alias Strawalde, der vor bald 75 Jahren geborene und im Oberlausitz-Dorf Strawalde aufgewachsene Maler und Filmemacher, mit dünnen Farben malt, entstehen gewichtige Bilder. Als er sich 1981 beim Übermalen von Kunstpostkarten nach Giorgione und Manet filmt, wird daraus der einzige Experimentalfilm, den die Defa je produziert hat. Und als bei der Eröffnung seiner Ausstellung im Kunstraum des Deutschen Bundestages Ulrich Gumpert und Günter „Baby“ Sommer aufspielen, alte Kämpen der ostdeutschen FreejazzSzene, beginnt er dazu spontan zu tanzen. Zuvor versucht sich Bundestagspräsident Norbert Lammert an der Würdigung von Strawaldes Talenten. Da wünscht man sich Strawalde-Fan Gerhard Schröder zurück, der 2003 eine Ausstellung des Künstlers im Kanzleramt eröffnet hat. Strawaldes Bilder zieren auch den Raum im Reichstag, den Angela Merkel von ihrem Vorgänger übernommen hat. Die aktuelle Ausstellung zeigt Übermalungen, Künstlerbücher, Videos und immerhin 19 Gemälde: neben den bekannten, fast abstrakten Figurationen auch jüngst entstandene, scheinbar naive Frauenporträts. Sie belegen sanft ironisch, wie gut der Einzelgänger die Kunstgeschichte kennt. Als Meister schwebender Assoziationen erweist sich Böttcher-Strawalde auch in seinem 1966 verbotenen, 1990 fertiggestellten Spielfilm „Jahrgang 45“ (Aufführung in der Ausstellung: 21. April, 16 Uhr): Nouvelle-Vague-Existenzialismus im Prenzlauer Berg, elegant und voller Kraft.

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Zugang von der Spreeufer-Promenade, bis 14. Mai, außer Montag tägl. 11-17 Uhr

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