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Kultur: Elefantenhirn

Zwei Ausstellungen würdigen den beliebten Hindu-Gott Ganesha

Eine Schale mit Süßigkeiten trägt er immer bei sich. Mit seinen kurzen, gedrungenen Beinchen, dem gerundeten Bauch und der Schwäche fürs übermäßige Naschen zeigt sich der hinduistische Gott Ganesha als ewig Kind Gebliebener. Die Geschichte seiner Geburt klingt wie eine Schilderung moderner Retrotechnik, der sich Mutter Parvati bediente, nachdem Ehemann Shiva seinen Samen verweigerte. In der Wanne formte sie aus ihren Hautsäften, vermischt mit Duftölen und Puder, einen Knaben nach ihrem Geschmack, der sogleich als Torhüter vor dem Bad seinen unschätzbaren Dienst verrichtete. Zu seinem Elefantenkopf kam der neu Erschaffene durch den folgenden Streit mit Shiva, der ihm im Kampf das Haupt abschlug, den Schaden nachher jedoch auf Drängen seiner Gattin eiligst wieder behob – indem er auf das erstbeste Ersatzteil zurückgriff.

Auf der ewigen Beliebtesten-Liste rangiert Ganesha bei den Hindus ganz oben. Berührungsängste gibt es kaum, der Elefantenköpfige findet sich unter Umständen auch statt Wackel-Elvis auf der Armatur eines indischen Taxis. Die unterschiedlichsten Variationen der Darstellung und Verehrung Ganeshas geben einen interessanten Einblick in Kultur und Mentalität seiner Anhänger. Das Ethnologische Museum bietet dazu mit dem aus Maharashtra angereisten Künstler Shrikant Deodhar praktische Erkenntnisse zur Herstellung des tönernen Götterbildes, das – aus dem Formlosen entstanden – zum Ende des Workshops zeremoniell ins Wasser und damit zum Formlosen zurückgeführt werden kann. Als nicht zu versenkende Memorabilia sind die Statuetten aus Speckstein gedacht, die neben anderen Ganesha- Objekten die Ausstellung der Bilder Thota Tharanis in der Galerie Bellevue begleiten, der seiner Passion zu diesem skurrilen Gott mit zahlreichen Darstellungen frönte.

„Ganesha. Der Gott mit dem Elefantenkopf“, Ethnologisches Museum (Lansstr. 8, Dahlem), bis 1. Januar; „Ganesha by Thota Tharani“, Galerie Bellevue (Flensburger Str. 13, Tiergarten), bis 26. Oktober

Constanze Suhr

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