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Kultur: Eleganz des Industriellen

Aedes West in Berlin zeigt Werkübersicht Claude VasconiVON BERNHARD SCHULZAm "Spandauer Tor" blieben seine Bauten unvollendet stecken, am Borsiggelände in Tegel geht es dafür jetzt mit Macht voran: der Architekt Claude Vasconi zeigt nun auch in Berlin Beispiele seiner eleganten, urbanen Industriearchitektur.Seine Visitenkarte hat er schon einmal bei Aedes West abgegeben, wo eine konzentrierte Übersicht mit der Vielfalt der Aufgaben und Lösungen vertraut macht, die der 1940 im Elsaß geborene Franzose in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten zu bewältigen hatte.

Aedes West in Berlin zeigt Werkübersicht Claude VasconiVON BERNHARD SCHULZAm "Spandauer Tor" blieben seine Bauten unvollendet stecken, am Borsiggelände in Tegel geht es dafür jetzt mit Macht voran: der Architekt Claude Vasconi zeigt nun auch in Berlin Beispiele seiner eleganten, urbanen Industriearchitektur.Seine Visitenkarte hat er schon einmal bei Aedes West abgegeben, wo eine konzentrierte Übersicht mit der Vielfalt der Aufgaben und Lösungen vertraut macht, die der 1940 im Elsaß geborene Franzose in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten zu bewältigen hatte.Vier dieser Vorhaben sind besonders hervorgehoben, neben den Borsighallen handelt es sich um das Kongreßzentrum in Reims, das Gerichtsgebäude - im Französischen immer noch Justizpalast genannt - in Grenoble sowie die Handelskammer in Luxemburg.Auf der Längsseite der Galerie finden sich die übrigen Projekte, und wie immer kann man streiten, ob darunter nicht Arbeiten sind, die gleichfalls näher dargestellt zu werden verdienten.So hat sich Vasconi auch mit Kulturzentren hervorgetan, wie sie im Frankreich der Ära Mitterrand in der sogenannten Provinz emporwuchsen, etwa dem Komplex "La Filature" in Mülhausen oder dem Opernhaus "Le Corum" im südlichen Montpellier.Daß Vasconi eine 10 000 Besucher fassende Halle für Rockkonzerte für die Pariser banlieue entwarf, verwundert nicht; allerdings ließ die Administration das Vorhaben urplötzlich fallen.Vasconi hält auch seine Kulturbauten im Design des Funktionalen, das sich erst bei näherer Betrachtung als Ästhetik einer ebenso nüchternen wie materialbewußten Eleganz zeigt.Dahin mußte auch Vasconi erst einmal kommen; am Anfang seiner Berufslaufbahn steht mit dem "Forum des Halles" in Paris eine städtebauliche Katastrophe, die heute bereits, nur zwanzig Jahre nach der Eröffnung, als Problemgebiet angesprochen werden muß.Danach folgte eine Reihe von Sozialwohnungskomplexen, in denen Vasconi die vorgegebenen Einschränkungen vorbildlich zu meistern verstand, und dann einige Industriebauten wie die "Thomson"-Fabrik von 1986/89 oder die mit der gleichen, industriemäßigen Ausstrahlung versehene Markthalle mitten in Saint-Nazaire, die sich beide als autonome und beinahe minimalistische Körper in ihrem Umfeld behaupten.Mit dem Borsig-Projekt findet Vasconi eine für ihn maßgeschneiderte Ausgangslage vor.Die von der Größe des Industriezeitalters zeugenden Hallen verbindet er selbstbewußt mit schimmernden und lichterfüllten An-und Neubauten, die nun eben nicht mehr der Produktion, sondern dem Konsum dienen, aber - anders als gewöhnliche shopping malls - Dauer beanspruchen. Aedes West, S-Bahn-Bogen am Savignyplatz, bis 14.Mai.Täglich 10 - 18 Uhr 30.Begleitbuch: Francis Rambert, ClaudeVasconi.Bauten und Projekte 1980 - 1997.Birkhäuser Verlag, Basel 1997, Pb.78 DM.

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