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Kultur: Elegische Minuten

KAMMERMUSIK

Wunderbares Cello! Einen ganzen Abend lang nur diesem einen Instrument und seinem Dialog mit dem Klavier zu lauschen – das bedeutet keine Sekunde der Langeweile mit dem Schweizer Cellisten Mattia Zappa und seinem italienischen Klavierbegleiter Massimiliano Mainolfi im Kammermusiksaal der Philharmonie . Mal zärtlich, mal kraftvoll geht Zappa Sergej Prokofjews C-Dur-Sonate an und malt wunderbar durchsichtige Pastelltöne im „Andante dolce“.

Mit der anschließenden „Sonata Tritematica“ des 1920 geborenen Luciano Chailly bringt das Duo einen kleinen Schatz moderner Cello-Literatur ans Licht: Chailly spannt den Bogen von sinnlichen Kantilenen aus romantischer Tradition über serielle und rhythmisch fetzige Passagen bis hin zu spaceigen Flageolett-Klängen, die nach unserer modernen technisierten Welt klingen. Diese Sonate ist nicht nur ein willkommenes Fressen für den immer freier und variabler spielenden Cellisten, sondern auch für Mainolfi, der mit rhythmischer Präzision und perligen Läufen das Stück zu einem musikalisch gleichberechtigten Dialog macht.

Nach der Pause erzählt das vom Deutschlandradio päsentierte Duo mit Leos Janáceks „Pohádka“, ein elegisches „Märchen für Violoncello und Klavier“, um sich anschließend Frédéric Chopins g-Moll Sonate vorzunehmen. Einziger Wermutstropfen im romantisch furiosen Finale: der eher feine und barocke Klang von Zappas Cello. Was machen die zwei? Sie geben ein Stück hinreißend zarter Gambensonate von Bach als Zugabe. Die Bravos des Publikums lassen sich auch als „Bitte mehr!“ deuten. Kein Problem: Am 15.April spielt das Duo im Konzertsaal der Freien Waldorfschule Kreuzberg – dann mit kompletter Bach-Sonate. Joscha Schaback

Joscha Schaback

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