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Kultur: Elektronische Musik: Der Berliner Klangpionier Oskar Sala wird 90 Jahre alt

Es war ein dumpfes Schwirren, ein metallisches Flattern, ein heiseres Kreischen, das den Kinozuschauern des Jahres 1961 das Blut in den Adern gefrieren ließ. Immer, wenn sich in Alfred Hitchcocks Ornithologie-Thriller "Die Vögel" die Möwen, Raben und Spatzen zum Angriff sammelten, war es zu hören: dieses Fffft-Fffft, dieses Rrrah-Rrrah, dieses Kriiieh-Kriiieh.

Es war ein dumpfes Schwirren, ein metallisches Flattern, ein heiseres Kreischen, das den Kinozuschauern des Jahres 1961 das Blut in den Adern gefrieren ließ. Immer, wenn sich in Alfred Hitchcocks Ornithologie-Thriller "Die Vögel" die Möwen, Raben und Spatzen zum Angriff sammelten, war es zu hören: dieses Fffft-Fffft, dieses Rrrah-Rrrah, dieses Kriiieh-Kriiieh. Die Schreie der Vögel kamen nicht aus der Natur, sondern aus einer Maschine: dem Trautonium des Berliner Klang-Tüftlers Oskar Sala. Als Hitchcock die bizarren Töne hörte, war er sofort begeistert: "Wunderbar, daran brauchen wir nichts mehr zu ändern." Und ganz unironisch fügte er hinzu: "Ich muss dieses Instrument sehen!"

Voilà: das Trautonium, auf dem der Soundtrack für die "Vögel" entstand, steht in einem Charlottenburger Bungalow, den Oskar Sala für sein Instrument angemietet hat. Es ist ein holzverkleideter Kasten mit zwei Manualen und unzähligen Kipp- und Drehschaltern. "Trautonium" heißt es, weil dieses elektronische Pionier-Instrument 1929 an der Berliner Musikhochschule von Friedrich Trautwein erfunden wurde. Mit Hilfe eines Niederfrequenz-Generators werden die Töne einer Saite, die über eine Metallschiene gespannt ist, verfremdet. Dabei reicht das Spektrum vom Hubschraubergeknatter bis zu Violinensäuseln. Die Bezeichnung "Synthesizer" weist Sala entschieden zurück: "Synthesizer haben nicht die Möglichkeit, das Glissando einer Geige zu simulieren." Sala hat Trautweins Erfindung weiterentwickelt, heute ist er der einzige Musiker, der ein Trautonium spielt. In seinem Bungalow, in dem er täglich mehrere Stunden an dem Trautonium arbeitet, hängt ein Foto, das eine besondere Begegnung dokumentiert: Hitchcock lugt über die Noten, Sala greift in die Tasten.

Sala, der heute vor neunzig Jahren in Greiz geboren wurde, hat Soundtracks für rund 400 Filme komponiert, von "Das Mädchen Rosemarie" bis zum "Würger von Schloss Blackmoor". In den dreißiger Jahren hat er Trautonium-Kompositionen von Hindemith uraufgeführt, in den fünfziger Jahren ließ er bei den Bayreuther Festspielen die "Parsifal"-Glocken erklingen. Dass er zuletzt von Techno-DJs entdeckt wurde, bringt Sala nicht aus der Ruhe. Er macht weiter seine Musik. Sein Verhältnis zu dem Trautonium muss man sich als Liebesbeziehung vorstellen. "Höllenhund" nennt Sala sein Instrument zärtlich.

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