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Kultur: Ende vom Lied

Der enzyklopädische Ehrgeiz treibt das Hartog-Quartett durch die verschiedensten musikalischen Gefilde; die Aufführung ganzer Zyklen stellt höchste Anforderungen an gedankliche, technische und ausdruckshafte Flexibilität.Nicht alles ist da gleichermaßen entgegenkommend.

Der enzyklopädische Ehrgeiz treibt das Hartog-Quartett durch die verschiedensten musikalischen Gefilde; die Aufführung ganzer Zyklen stellt höchste Anforderungen an gedankliche, technische und ausdruckshafte Flexibilität.Nicht alles ist da gleichermaßen entgegenkommend.Zum Abschluß der das gesamte Quartettschaffen umfassenden Schubert-Serie hatten die vier Streicher des deutschen Symphonie-Orchesters Berlin zunächst sehr heterogen erscheinende Werke zusammengespannt.Das Quartett B-Dur D 112, 1814 vom 17jährigen Komponisten innerhalb einer Woche niedergeschrieben, scheint sich noch problemlos auszusingen, mit wienerischer Lieblichkeit im Andante, einem gemütvollen Ländler-Menuett, einem erzählend anhebenden Finale.Doch schon im Kopfsatz erscheint die Melodik fragmentarisch zerrissen, von aufbegehrenden Gesten kommentiert, im Andante in fahlen Akkorden untergehend.Eine Spur zu harmlos bringen die Musiker solche Konflikte und Brüche zur Sprache, im weichaufblühenden Ton von Primarius Bernhard Hartog, gefolgt von der schlank timbrierten Bratsche Martin Stegners.Eine härtere und auch in sich differenziertere Gangart schlägt die Interpretation des C-Dur-Quintetts ein - als Resümee ziehendes, mit dem fünften Instrument die Dimensionen sprengendes letztes Kammermusikwerk aus dem Todesjahr 1828.Mit dem von Jens Peter Maintz gespielten zusätzlichen Cello wird darin der dunkle Bereich klangvoll verstärkt, schon am Anfang im Dialog mit den hohen Streichern ein großer Klangraum aufgespannt.Den breiten Ausdrucksradius mißt das zweite Thema, von den Celli in behutsamen Terzen dahinschmelzend ausgesungen, mit der nachfolgenden, in harten Sept-Akkorden mündenden heftigen Steigerung bezwingend aus.Nicht alle Details sind so gelungen, nicht immer hält die Klangbalance: blasses steht neben zu breit Aufgetragenem - etwa die himmlisch aufsteigenden Begleitfiguren der ersten Violine im Adagio -, oder druckvoller Anspannung, wie im "All Ongharese"-Taumel des Finales.Dennoch, eine bemerkenswerte Spannung bleibt immer gewahrt, mitreißend-beklemmend in den Schlußsätzen, zu Herzen gehend im Adagio-Gesang, der zwischen schweren Seufzern und lastenden Pausen erstarrend das "Ende vom Lied" bedeutet.Starker Beifall im Kammermusiksaal der Philharmonie.

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