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Kultur: Endlich Frühling?: Lebertran macht keine gute Laune

Es gibt Leute, die hatten in den letzten Monaten sehr oft diesen Heißhunger auf Kohlenhydrate, auf Pasta, auf Kartoffeln oder auf Schokolade. Diesen Menschen fehlte etwas - Serotonin, eine Art Hormon für Glücksgefühle.

Es gibt Leute, die hatten in den letzten Monaten sehr oft diesen Heißhunger auf Kohlenhydrate, auf Pasta, auf Kartoffeln oder auf Schokolade. Diesen Menschen fehlte etwas - Serotonin, eine Art Hormon für Glücksgefühle. Der Mangel an Serotonin ist für die Gier nach Kohlenhydrate verantwortlich. Gestern wiederum haben diese Menschen vielleicht schon viel weniger Heißhunger auf Schokolade gehabt. Auch das hat seinen Grund. Es schien die Sonne, wir hatten Licht! Und dieses natürliche Licht ist wichtig für uns Menschen. Und für die Glücksgefühle, also das Serotonin. Das vertreibt die Winterdepression. Dass Licht zu einem Anstieg der Serotoninmenge im Blut führt, konnte schon bei Menschen nachgewiesen werden.

Mehr Kraft

Die gestrige Sonne hilft uns also weiter, tut allen gut. Das sehen auch Experten aus verschiedenen Berufsgruppen so. Die Psychologin Karin Clemens beispielsweise, die in erster Linie mit traumatisierten Patienten arbeitet, sagt: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Behandlung der Patienten in den Wintermonaten schwieriger ist. Wenn draußen die Sonne scheint und es wärmer wird, dann sind die Leute viel aufnahmefähiger, haben bessere Laune und sind mehr gewillt, die nötigen Bewältigungsstrategien umzusetzen. Sie haben einfach mehr Kraft."

Felix Serick und seine Kollegen vom Fachgebiet Lichttechnik an der Technischen Universität in Berlin sind sozusagen die Pioniere der Lichttherapie oder der medizinischen Behandlung mit Licht. Denn sie erforschen das, was Ärzte später anwenden können. Menschen, erklärt Serick, seien durch die prähistorische Entwicklung an das natürliche Licht gewöhnt. "Das künstliche Licht ist trotz aller Qualität eben nie so gut wie das der Sonne."

Auf dem Dach des Instituts steht deshalb ein riesiger Spiegel, der das Sonnenlicht einfängt. Das Licht wird dann fokussiert und über eine so genannte "light-pipe", ein Rohr von 20 cm Durchmesser, in die verschiedenen Räume geleitet. Der Effekt: Die Menschen in den Büros bekommen das Licht, das ihnen gut tut.

Tatsächlich ist aber nicht nur das Licht "gesund" für uns Menschen, sondern in gewissen Mengen und in Maßen aufgenommen vor allem die UV-Strahlung. Ohne sie kann der Körper kein Vitamin D bilden, das für die Gesundheit der Knochen so wichtig ist. Außerdem, erklären Hautärzte ihren verdutzten Patienten, hilft die Sonne, ausgetrocknete und gereizte Haut zu beruhigen.

Knochendichte steigt zum Sommer

Eine Untersuchung an jungen Männern zeigt, dass sich bei einem fünf- bis sechswöchigen Sonnenentzug die körpereigenen Vitaminvorräte erschöpfen und bereits nach drei Wochen weniger Kalzium aufgenommen wird. Bei schottischen Frauen ließ sich nachweisen, dass auch die Knochendichte vom Winter zum Sommer ansteigt und zum Winter hin wieder abnimmt.

Gerade die Menschen in Ländern wie Finnland oder Norwegen mussten sich noch andere Sachen einfallen lassen, um den Lichtentzug zu kompensieren. Dort beugt die Bevölkerung dem drohenden Knochenschwund vor und nimmt "Sonnenschein in Flaschen" zu sich: Lebertran. Es enthält wie auch Milch und Fisch Vitamin D. Leider macht Lebertran keine gute Laune. Das schafft nur die Sonne am Himmel.

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