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Kultur: Energisch

Beide Streichquartette wurden 1988 gegründet, das eine in Düsseldorf, das andere in Bayern.Das Minguet-Quartett, nach dem spanischen Ästhetiker des 18.

Beide Streichquartette wurden 1988 gegründet, das eine in Düsseldorf, das andere in Bayern.Das Minguet-Quartett, nach dem spanischen Ästhetiker des 18.Jahrhunderts benannt, holte sich bei Walter Levin vom LaSalle Quartett den letzten Schliff, das Quartett der Geschwister Henschel bei Franz Beyer und dem Amadeus Quartett.Beide wurden mit internationalen Preisen und Auszeichnungen überhäuft.Als Oktett spielen sie offenbar schon länger zusammen.Trotz unterschiedlicher Temperamente, die keineswegs nivelliert werden, ließen sie bei ihrem Debüt im Kammermusiksaal einen individuellen Klang und ein Zusammenspiel von fließender Eleganz und außergewöhnlicher Geschlossenheit hören.Der Westdeutsche Rundfunk gab ein entsprechendes Werk für sie bei der 1975 geborenen Kanadierin Heather Anne Schmidt in Auftrag, das 1997 in Siegen uraufgeführt wurde und, als klingende Visitenkarte gleichsam, nun auch in Berlin zu hören war.Klassisch, fast zu klar in seinem dreiteiligen Aufbau um ein zentrales Allegro barbaro à la Bartók, das von einer Einleitung und ihrer Wiederaufnahme am Ende des Werkes eingerahmt wird, bedenkt das tonal auf den Grundton C bezogene Werk in seinem Verlauf die Situation zweier Ensembles, die zu einem einzigen verschmelzen.Die herausstechenden Merkmale der Musiker, ihr Gespür für glasklare Dispositionen und die besondere Qualität ihrer Baß-Register, waren damit präzis erfaßt.Als Ganzes wirkte das Streichoktett jedoch wie ein avanciertes Stück vom Anfang des Jahrhunderts.

Als Programm-Rahmen wirkten die beiden Oktette von Niels Gade und Felix Mendelssohn: der 21jährige Däne antwortete mit seiner Partitur dem 16jährigen Berliner - mitten im deutsch-dänischen Krieg.Das Feuer, mit dem Minguet- und Henschel-Quartett vom ersten Einsatz an bei der Sache waren, die Sorgfalt, mit der die einzelnen Phrasen ausformuliert wurden, berückende Details schließlich wie die klangfarblich raffiniert ausgeleuchtete fugierte Überleitung in die Reprise ließen sofort erkennen, mit welcher Klasse man es an diesem Abend zu tun haben würde.Der graziösen Melancholie des wunderschönen Lied-Themas in Gades Andantino hätte man etwas weniger Vibrato gewünscht, aber sonst ließen die Musiker keine Wünsche offen.Nach der, wie stets beim jungen Mendelssohn, irrwitzigen Virtuosität des "Sommernachtstraum"-nahen Es-Dur-Oktetts forderte die zu Ovationen gesteigerte Begeisterung im Saal ihr Recht auf Zugaben.Es wurde ihr als Wiederholung des zweiten der Zwei Stücke für Streichoktett op.11 des 18jährigen Schostakowitsch zuteil.Bleibt der Wunsch, beide Ensembles erneut in Berlin zu hören und ihren Ruf zu verbreiten.

BORIS KEHRMANN

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