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Martin Kippenberger, "Ohne Titel (Martin Kippenberger)

© Wolfgang Günzel/ Rademacher und Günzel, Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

Entdeckungen auf der Berlin Art Week: Auf einen Kippenberger

Eröffnungen, Rundgänge, Events: Die Berlin Art Week bringt die hauptstädtische Kunstszene zum Vibrieren. Zu sehen gibt es unendlich viel. Eine kleine Offenbarung ist die Ausstellung mit Werken von Martin Kippenberger.

Zum dritten Mal findet die Berlin Art Week statt, und es ist faszinierend zu beobachten, wie die Kunstszene zu vibrieren beginnt. Mitreißend die vielen Eröffnungen, Rundgänge und Events. Natürlich passiert es einem auch in jeder anderen Woche, dass man abends auf dem Bürgersteig einer Schar Menschen begegnet, die vor einem erleuchteten Ladenlokal stehen, rauchen, reden. Vernissage eben – wie bei der Galerie Capitain/Petzel auf der Karl-Marx-Allee, wo drinnen Gemälde von Martin Kippenberger gezeigt werden, zusammen mit Aufnahmen seiner Frau, der Modefotografin Elfie Semotan.

Aber es sind eben nicht irgendwelche Bilder, sondern Werke von Kippenberger, die bisher nur eine Woche lang nach ihrer Entstehung zu sehen waren. Die Ausstellung ist eine kleine Offenbarung, sie weist den 1997 verstorbenen Künstler nochmals als den großen Maler aus, als der er erst seit einigen Jahren anerkannt wird. Und sie zeigt die inspirierende Zusammenarbeit mit einer Fotografin, auf deren Bilder Kippenberger sich bezieht. Zu den schönsten gehört ein Porträt im Kimono à la Helmut Lang, für den Semotan tätig war. Kippenberger nimmt die Pose des Modemachers ein. Von ihm gemalt, wird es zum Selbstbildnis.

Die Kunststadt Berlin will sich beweisen

Solche Entdeckungen gibt es viele zu machen in diesen Tagen, denn die Ausstellungshäuser und Galerien bemühen sich zur Art Week, einem Publikum mit hohen Erwartungen zu genügen. Berlin als Deutschlands wichtigste Kunststadt, führend in Europa, das gilt es zu beweisen. Auf manche mag in diesen Tagen die Dichte der Walks und Talks, der geöffneten Privatsammlungen und exklusiven Previews besorgniserregend wirken. Zumindest den Berlinern bleibt die Chance, die Ausstellungen in der Akademie, den Kunst-Werken, in der DB-Kunsthalle oder dem Neuen Berliner Kunstverein auch später noch zu sehen.

Elfie Semotan, "Ohne Titel (Mausi)
Elfie Semotan, "Ohne Titel (Mausi), aus der Serie Flowers für View on Colour", 1996Archival Pigment Print, Image size: 39.5 x 32 cm, Edition of 3,

© Elfie Semotan

Für die am Sonntag bereits wieder schließenden Messen muss man sich hingegen beeilen, ebenso für die kleinen, feinen Shows, die nur für diese Woche entstanden sind. Wie jene Gruppenausstellung in den Kolibri-Sälen, die anschließend wegen Sanierung geschlossen werden. Auf diesen Seiten wollen wir dazu animieren, hinzugehen und das Besondere zu entdecken. Wer will, kann sogar mitmachen: Performances mit Publikumsbeteiligung sind gegenwärtig der Trend. Künstler und Besucher wollen sich wieder ganz konkret spüren, wollen etwas erleben in einer zunehmend digitalen, virtuellen Welt. Warum nicht mit den Mitteln der Kunst! Die Art Week jedenfalls beschert die entsprechenden Erlebnisse.

Und wer es ganz authentisch mag, der sollte nach dem Besuch der Kippenberger-Ausstellung noch in die Paris Bar gehen. Dort feierte der Künstler traditionell Vernissage.

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