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Enthüllung: Botschafter: "Unsere Nofretete ist Ägypterin"

Anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel für den Berliner Mäzen James Simon, der die Nofretete-Büste Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin gebracht hatte, hat Ägyptens Botschafter die frühere Königin als "Ägypterin" bezeichnet.

Berlin - Mit einem stolzen Bekenntnis des ägyptischen Botschafters Mohamed Al-Orabi zur Königin Nofretete «als Ägypterin» ist am Freitag in Berlin eine Gedenktafel für den Berliner Kunstsammler und Mäzen James Simon (1851-1932) enthüllt worden. Er hatte unter anderem die farbenprächtige Kalksteinbüste der Nofretete, Gattin des Pharao Echnaton (um 1340 v.Chr.) Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben und nach Berlin geholt. Auf die Frage, wohin die Nofretete gehört, sagte der Botschafter der dpa: «Sie gehört zu Ägypten.»

Auf die Zusatzfrage, ob das bedeute, dass die Büste auch nach Ägypten zurückkehren soll, fügte Al-Orabi hinzu: «Nicht notwendigerweise, aber sie gehört zu uns. Ich bin Botschafter Ägyptens, die Nofretete-Büste wurde von Ägyptern geschaffen und sie gehört zu meinem Land. Aber nun ist sie Gast in Deutschland und sie ist hier die beste Botschafterin Ägyptens und vielleicht auch eine permanente Botschafterin meines Landes. Darüber muss man nicht streiten, aber sie ist Ägypterin und nicht Königin von Deutschland. Wir sind stolz darauf, dass die Perle von Berlin eine Ägypterin ist.»

Erst kürzlich hatte der Direktor der Altertümerverwaltung in Kairo, Zahi Hawas, bei der Eröffnung der Ausstellung «Ägyptens versunkene Schätze» im Berliner Martin-Gropius-Bau den Wunsch geäußert, die Büste wieder in Kairo ausstellen zu können. Das hatte in Berlin zu erheblichen Irritationen geführt. Offiziell wird von Ägypten keine Rückgabe der Kalksteinbüste gefordert.

Auf der Gedenktafel an der Landesvertretung Baden-Württembergs im Tiergarten in Nachbarschaft der jetzigen Ägyptischen Botschaft, wo früher die Villa Simons stand, wird Simon als «Mäzen, Wohltäter, Patriot und Jüdischer Weltbürger» gewürdigt, dem die Berliner Museen die Nofretete «und andere unermessliche Schätze» verdankten. Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, würdigte Simon als den bedeutendsten Mäzen, den die Staatlichen Museen in ihrer 175-jährigen Geschichte gehabt hätten.

Die von ihm gestifteten Kunstschätze, darunter auch das Ischtar- Tor und die Prozessionsstraße von Babylon, hätten heute einen Milliardenwert. Schuster kündigte an, dass das künftige zentrale Eingangsgebäude auf der Museumsinsel den Namen James Simon tragen werde. Berlin sei ihm «sehr viel schuldig und viel schuldig geblieben». Keine Straße und kein Platz erinnere in der Hauptstadt an Simon. (tso/dpa)

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