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Kultur: Enya

Diese Woche auf Platz 4 mit: „Amarantine“

Schon ihr Geburtsname ist ein Fest für Linguisten. Eithne Ní Bhraonáin, 1961 im County Donegal in Irland geboren, hat sich deshalb einen Künstlernamen zugelegt, der ihrem Taufnamen phonetisch nahe kommt. Auch die von ihren Brüdern gegründete Band An Clann As Dobhair (Die Familie von Dore) wurde der Einfachheit halber umbenannt. Sie hieß Clannad und war lange Zeit die bekannteste Irish- Folk-Band. Eithne aber durfte dort nur Background singen – und wurde zu Enya.

Obwohl die scheue Künstlerin ihr Anwesen in der Nähe von Dublin nur ungern verlässt, weiß alle Welt heute, wie Enya klingt. Zum Beispiel wie der von den Fernsehsendern anlässlich des 11. September häufig verwendete Sedativum „Only Time“. Oder wie „May It Be“, die Titelmelodie von „Herr der Ringe“. Seither teilt sich die Welt in Freunde und Feinde von Enya. Zu den Freunden dürften nun auch die Sprachwissenschaftler zählen.

Enya hat nicht nur ein Stück auf Japanisch eingespielt, sondern auch drei in der Fantasiesprache Loxianisch. Diese wurde erfunden, weil irdische Idiome ihrer Märchenmusik einfach nicht mehr genügen wollten. So schreibt ihre Texterin Roma Ryan eben Loxianisch – in Runenschrift. Loxianer, sagt Enya, seien den Menschen durchaus ähnlich. „Sie sind irgendwo da draußen im Weltall und schauen die Sterne an.“ Ihre Sprache mag noch ein begrenztes Vokabular haben. „Malkorrheeay onakoul ve pirrro“ heißt etwa: Es regnet in Irland. „Hanee unnin eskan?“ – sei die loxianische Art, dem Gast eine Tasse Tee anzubieten. Gut zu wissen, dass es da draußen auch weiterhin zivilisierte Umgangsformen gibt. Und wer mit Tolkiens Elbensprachen vertraut ist, den Konditional II auf Orkisch beherrscht und vielleicht auch etwas Sindarin versteht, für den ist Loxianisch sicher eine Kleinigkeit.

Ralph Geisenhanslüke

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