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Kultur: Er schäumt

Es gibt Gerüche, die unmittelbar glücklich machen, wie der Duft von frisch gebackenem Brot.Und es gibt Musik, deren erste Takte schon ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Es gibt Gerüche, die unmittelbar glücklich machen, wie der Duft von frisch gebackenem Brot.Und es gibt Musik, deren erste Takte schon ein Lächeln auf die Lippen zaubern.George Gershwins Kompositionen haben diese Magie, diesen gewinnenden Charme eleganter Metropolenmelodien.Im Nachklang seines 100.Geburtstages im vergangenen September widmet die Staatskapelle dem ersten Komponisten der Neuen Welt, der die Grenze zwischen Unterhaltungsmusik und "Ernster Musik" swingend verwischte, einen kompletten Konzertabend.William Eddins, Assistent von Daniel Barenboim beim Chicago Symphony Orchestra, schwingt dabei in Gershwin-Manier nicht nur den Taktstock, sondern übernimmt auch die Klavierparts des Concerto in F und der Rhapsody in Blue.Zuvor schlendert er in Frack und Gesundheitstretern lässig wie ein Basketballspieler aufs Podium und behält diese angenehme Lockerheit auch in seinem Klavierspiel bei: Kein zwanghaftes Virtuosengetue, keine auftrumpfende Klassikergeste."Warum wollen sie ein zweitklassiger Ravel sein, wenn sie ein erstklassiger Gershwin sein können?" - Mit dieser Begründung hatte einst Maurice Ravel Gershwin als Schüler abgewiesen und in diesem Sinne ließ Eddins, der Mann am Klavier, alles Geschraubte beiseite.Er hielt sich ganz an die uns erhaltenen Höreindrücke vom Spiel des Meisters, seine unerhörte Beiläufigkeit und Spontanität, perlte und peitschte nur so über die Tasten.Die schmale Besetzung der Jazz-Band-Version bot den Bläsern der Staatskapelle allerlei rhapsodische Freiheiten, die mit quäckenden Trompeten und heulender Klarinette lustvoll ausgespielt wurden.Die traumwandlerische Geschmeidigkeit gemeinsamer Improvisationen stellte sich dabei naturgemäß nicht ein und über langgestreckte "blaue" Passagen hinweg wirkte die Darbietung etwas bläßlich akademisch.Dabei: Je mehr man das Geheimnis von Gershwins Musik zu sezieren sucht, desto stärker verblaßt ihr Charme, hat Schönberg einmal treffend über das Werk seines früh verstorbenen Tennispartners gesagt.Daß der schwungvolle Vortrag allein zu fesseln vermag, beherzigten Eddins und die Staatskapelle bei "An American in Paris".Worauf das Publikum auf Zugabe bestand mit großem Schlußpaukenschlag auch bekam.

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