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Kulturstaatsministerin Monika Grütters (r) mit den Mandel-Erben Mercedes Estrada und Wolfgang Kleinertz.

© AFP/Britta Pedersen/dpa

Erfolge im Gropius-Bau: Das Interesse an Geschichte ist ungebrochen

Krönender Abschluss mit Restitution: In der Gurlitt-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau erfuhr eine breite Öffentlichkeit, was Provenienzforschung ist.

Ein Loch in der Leinwand des Gemäldes führte auf die Spur des Eigentümers. Entdeckt wurde das winzige, später reparierte Löchlein von den Provenienzforschern, die Stück für Stück der „Sammlung“ des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt untersucht haben. Vor zwei Tagen wurde das Gemälde, das Porträt einer jungen Frau von der Hand des im 19. Jahrhundert hoch berühmten Pariser Malers Thomas Couture, an die Nachfahren des jüdischen Eigentümers Georges Mandel zurückgegeben – zum Abschluss der Gurlitt-Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau.

Tatsächlich konnte eine breite Öffentlichkeit erstmals im Detail erfahren, was Restitutionsforschung ist und wie mühsam sie sich gestaltet. Die Präsentation der bedeutendsten 200 Werke aus dem 1500 Arbeiten umfassenden Gurlitt-Hort zunächst in der Bundeskunsthalle Bonn sowie anschließend im Berliner Gropius-Bau lockte eine Viertelmillion Besucher an, davon in Berlin gut 100 000. Wer befürchtet hatte, dass die – nach kunsthistorischen Kriterien nicht überragende – Gurlitt-Ausstellung ein Ladenhüter würde, sieht sich angenehm getäuscht: Das Interesse an Geschichte, unserer oft genug schlimmen Geschichte, ist groß und ungebrochen.

Unverzichtbar für das Berliner Kulturleben

Das bestätigt die parallel gezeigte Ausstellung „Bewegte Zeiten“ von archäologischen Funden in Deutschland. Wer bloß Bruchstücke vermutete, sah: Bruchstücke. Aber was für welche! Die Schau, organisiert vom Museum für Vor- und Frühgeschichte, war ein Musterbeispiel dafür, wie Zeugnisse der Vergangenheit zum Sprechen gebracht werden können, wie sich um die wenigen verbliebenen Reste ein Panorama einstigen Lebens entfaltet. Rund 120 000 Besucher wollten diese Ausstellung sehen, eine sehr respektable Zahl.

Beide Ausstellungen, parallel gezeigt, unterstreichen die Bedeutung des Martin-Gropius-Baus für das Kulturleben der Hauptstadt. Mit seinem großzügigen Raumangebot ist das Museum unverzichtbar. Sein langjähriger Leiter, Gereon Sievernich, hat bei geringen Eigenmitteln immer wieder Kooperationspartner gewinnen können und dabei ein Auge darauf gehabt, stets auch populäre Themen zu setzen. An diese Tradition muss Nachfolgerin Stephanie Rosenthal anknüpfen. Dass die Bonner Bundeskunsthalle im Falle Gurlitt endlich einmal wieder mit im Boot war, sollte als Signal verstanden werden: zu mehr Kooperation. Bonn und Berlin liegen weit genug auseinander, um gemeinsame Vorhaben an beiden Orten erfolgreich sein zu lassen. Und Geschichte – dieser Kalauer muss sein –, Geschichte veraltet nie.

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