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Ein Herz für die Kunst. Erich Marx.

© Uli Deck/dpa

Update

Erich Marx gestorben: Er war einer der bedeutendsten deutschen Kunstsammler

Erich Marx hatte seine Sammlung dem Hamburger Bahnhof gegeben. Nun trauert die Kunstwelt um einen ihrer engagiertesten Förderer. Er ist mit 99 Jahren gestorben.

Der Berliner Kunstsammler und Mäzen Erich Marx ist tot. Das berichtet die "Bild"-Zeitung und beruft sich auf seinen Sohn, Axel Marx. Demnach starb der Sammler am Mittwochabend im Alter von 99 Jahren in dem kleinen Schweizer Ort Grindelwald an einem Herzversagen. „Seine Leidenschaft für die Kunst und sein gleichzeitiges Bestreben, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, zeugen von seiner zutiefst dem Gemeinwohl zugewandten Haltung, " würdigte Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Mäzen und nannte ihn einen "großzügigen Partner der Staatlichen Museen zu Berlin".

In den letzten Jahren war es still geworden um den Sammler, dem Berlin jenen Trakt im Hamburger Bahnhof verdankt, wo unter anderem Schlüsselwerke von Joseph Beuys untergebracht sind wie "Das Kapital": Erich Marx hatte viele Jahrzehnte lang leidenschaftlich ausschließlich zeitgenössische Kunst gesammelt, Künstler wie Beuys, Andy Warhol oder Robert Rauschenberg kannte er persönlich und erwarb systematisch ihre Werke. Anselm Kiefer schenkte ihm zum 84. Geburtstag ein Gemälde mit 84 Mohnkapseln.

Angefangen hatte es auf Sylt: Bei seinem ersten Galeriebesuch erwarb er eine Grafik des Worpsweder Künstlers Meckseper, und gleich darauf vier weiter Blätter, Sie hingen lange in seinem Büro in Berlin-Charlottenburg.

Sein Vermögen hatte der Unternehmer Erich Marx vor allem mit dem Bau von Kliniken gemacht, nachdem er 1967 in Berlin eine Bauträgerschaft gegründet hatte. In Brombach geboren, hatte der Sohn eines Lagerarbeiters zunächst Jura in Freiburg und Basel studiert und wurde Justiziar im Verlagshaus Burda.

"Ich muss ein Bild nur einmal sehen, dann lässt es mich nicht mehr los", sagte er über sein "Bauchgefühl" als Sammler vor 15 Jahren im Tagesspiegel. Leidenschaft, nicht Kalkül ließ ihn Kunst erwerben: Er habe ein gutes Auge für Qualitä, meinte er, und: „Ich bin zwar kein ausgebildeter Kunsthistoriker, aber die Bilder, die ich gekauft habe, zu denen stehe ich.“

Marx war "ein großer, gleichzeitig bescheidener Mann", so SPK-Präsident Hermann Parzinger

Seine Sammlung mit Arbeiten auch von Cy Twombly und Roy Lichtenstein hatte er in den 80er Jahren dem Land Berlin als Dauerleihgabe angeboten. Als der Senat daraufhin beschloss, im Hamburger Bahnhof das Museum für Gegenwart zu gründen, überantwortete er seine Kollektion, eine der weltweit bedeutendsten der Nachkriegs-Modern, im Jahr 1996 der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Stiftungspräsident Hermann Parzinger sagte zu der traurigen Nachricht: „Erich Marx war ein großer, gleichzeitig ein bescheidener Mann. Alles, was er tat, war von vitaler Leidenschaft geprägt – so auch seine Liebe zur Kunst und zum Sammeln. Für uns war er aber nicht nur ein bedeutender Sammler, sondern ein Mäzen, dem es auch um das Wohl der Kunststadt Berlin ging. Ohne ihn gäbe es den Hamburger Bahnhof nicht."

Die Künstler, die Marx sammelte, gehörten einer Generation angehören, "in denen er, wie er es selbst formulierte, ‚die Erfahrungen und Ängste unserer Zeit‘ als verbindendes Element erkannte. Und in dieser Beschränkung auf diese seine Zeitgenossen hat er eine herausragende Sammlung geschaffen", so Parzinger.

Seine Sammlung wird künftig am Kulturforum zu sehen sein

Michael Eissenhauer und Christina Haak von der Generaldirektion der Staatlichen Museen Berlins erinnerten außerdem daran, dass Marx als Mitbegründer des Vereins der Freunde der Nationalgalerie den Handlungsspielraum der Nationalgalerie maßgeblich erweitert habe.

Gabriele Knapstein und Joachim Jäger von der Nationalgalerie-Leitung sagten: "Wir verlieren einen großen Freund der Kunst", und sie erinnerten daran, wie sehr Erich Marx an der Entstehung des neuen Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts am Kulturforum Anteil genommen habe.

Dort wird seine Sammlung künftig zu sehen sein. Er habe die Häuser der Nationalgalerie, zu denen auch der Hamburger Bahnhof gehört, oft besucht und sich vor allem auch über die jüngere Generation bei den Besuchern gefreut.

Mehrfach hatte Erich Marx gedroht, die Sammlung aus Berlin abzuziehen

Auch wenn er zuletzt unmissverständlich klar gemacht hatte, er wolle den dauerhaften Verbleib seiner Sammlung in Berlin, kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen um die Leihgabe, Ende der Neunzigerjahre, als die Einrichtung eines Gästehauses in dem Gebäudetrakt erwogen wurde, genauso wie 2007 wegen Kritik an der Ausstellungspolitik der Preußen-Stiftung. Heiner Bastian, Kurator der Sammlung Marx und früherer Sekretär von Beuys, trat damals zurück.

Zuletzt war Marx im Dezember 2019 wegen eines Kunstskandals in die Schlagzeilen geraten. Sein Anwalt soll Millionen an Geldern veruntreut und damit Marx erheblich geschadet haben. (Tsp)

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