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Die Documenta kommt. Bauarbeiten am Erdhügel des chinesischen Künstlers Song Dong vor der Orangerie in der Friedrichsaue.

© dpa

Erinnerung an die Documenta 13: Wir Kasselaner und die Kunst

Der Blick der Normalos: Die Schwestern Katrin und Susanne Heinz kennen die alle fünf Jahre Weltkunstausstellung von Kindesbeinen an. Jetzt haben sie eine Dokumentation darüber gedreht, wie Bewohner Kassels mit der 100-Tage-Schau umgehen.

Unlängst wurde in St. Petersburg die Manifesta eröffnet, kurz zuvor die Berlin-Biennale. Das sind die großen Kunstevents in diesem Sommer. Aber vor zwei Jahren in Kassel, war da was? 100 Tage lange galt die nordhessische Stadt als Nabel der Kunstwelt, das internationale Publikum pilgerte wie alle fünf Jahre in die deutsche Provinz. In der Erinnerung scheint dies unendlich weit weg: die Auftritte der Documenta-Macherin Carolyn Christov-Bakargiev („Ich bin das träumende Subjekt der Imagination“), die Pavillons in der Friedrichsaue, die beiden Hunde mit rosa gefärbter Vorderpfote, die Soundinstallationen, der rätselhafte, bepflanzte Hügel vor der Orangerie.

Nun bringen die Schwestern Katrin und Susanne Heinz jenen Sommer wieder in Erinnerung. Kassel ist ihre Heimatstadt, dort sind sie einst „an Papas Hand“ Joseph Beuys begegnet, dort erlebten sie die Besucheranstürme vor der Haustür, wenn Documenta war – und den Rückfall in den Alltag, wenn die Künstler wieder ihre Sachen packten. In ihrer Doku „Art’s Home Is My Kassel“ über die jüngste Ausgabe der Weltausstellung (Kamera: Johannes Guttenhöfer) beobachten sie liebevoll, was das An- und Abschwellen der Kundschaft für eine Taxifahrerin bedeutet, wie ein Architekt vor Ort die Errichtung der Pavillons bewältigt und ein gestandener Schreiner eine anspruchsvolle Installation für einen US-Künstler fertigt. Gemeinsam mit einer chinesischen Führerin, die als „wordly companion“ diverse Gruppen durch die Ausstellung geleitet, sind sie die Normalos in dieser exotischen Kunstwelt. Nicht zu vergessen das eifrige Rentnerpaar („Irene, wo bist du denn schon wieder?“), das sich katalogbewaffnet seinen Weg durch die Documenta bahnt.

Das Regie-Duo will die Weltausstellung als „etwas Lebendiges, Berührbares von ihrem bedeutungsgeladenen Sockel heben“, doch das Ergebnis ist naive Beobachtung, die letztlich unreflektierte Betrachtung eines Phänomens. Die Schwestern interessieren sich nicht wirklich für die gezeigten Werke, gehen den Folgen dieses temporären Ausnahmezustands nicht auf den Grund. Mit ihrem ersten langen Dokumentarfilm verharren sie in kindlichen Blick, bis heute staunend, was dieses sonderbare Kunstvolk mit ihrer Stadt macht. Für eine anspruchsvolle Dokumentation ist dies allerdings zu wenig, So bleibt „Art’s Home Is My Kassel“ ein Blatt im Poesiealbum der Stadt, nicht mehr. Eiszeit, Hackesche Höfe

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