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Von Mitte Juni bis zum 3. Juli konnten die Besucher auf dem obernitalienischen See Lago d'Iseo über Christos "Floating Piers" laufen.

© dpa

Ermittlungsverfahren gegen Christo: Nasse Füße

Zu den "Floating Piers" von Christo kamen 1,3 Millionen Menschen an den Lago d'Iseo in Oberitalien: Nun ermittelt der dortige Rechnungshof die tatsächlichen Kosten des Sommerevents.

Schön war’s gewesen. Alle waren da, und noch ein paar mehr. Fragt sich nur, wer hinterher den Dreck wegräumt. Love Parade, Karneval der Kulturen, man kennt das: Wenn Masse Mensch kommt, weil der Papst im Kettenhemd boxt und jeder dabei gewesen sein will, müssen Dixie-Klos her, die Stadtreinigung, Ordnungshüter, Feuerwehr, Sanitäter, die Hubschrauberrettung. Und so mancher Laden kann seinem Geschäft nicht mehr nachgehen, weil die halbe Gegend abgesperrt ist: Verdienstausfall!
Die lombardischen Gemeinden rund um den idyllischen Lago d’Iseo mussten jedenfalls ganz schön in die Tasche greifen, als sich am Ende 1,3 Millionen Menschen zu Christos „Floating Piers“ aufgemacht hatten, jenem größten Kunstevent in diesem Jahr. Der bulgarische Weltstar hatte safranfarbene Stege auf dem See ausgelegt, vom Festland zu zwei Inseln, auf dass der Mensch wie einst Christus barfuß auf dem Wasser wandeln möge. Ein Volksfest, allerdings heftig getrübt durch eine Logistik, die sich der Besuchermenge nicht gewachsen zeigte. Warten auf den Shuttlebus am Parkplatz, erschöpfende Fußmärsche über einen Panoramaweg bis zum einzigen Landzugang auf die Piers, und dann nochmals elendes Warten bei Brüllaffenhitze: Diese Kunst hatte ihren Preis.

Finanziert alles selbst: der bulgarisch-amerikanische Künstler Christo.
Finanziert alles selbst: der bulgarisch-amerikanische Künstler Christo.

© picture alliance / dpa

Nun ist der Corte dei Conti alarmiert. Italiens Rechnungshof hat auf Bestreben der Konsumentenvereinigung Codacons ein Ermittlungsverfahren gegen Christo eingeleitet, zudem stellte Codacons Strafanzeige. Die Vereinigung will es wissen: Welche Folgekosten sind durch die Piers entstanden? Welche Ausgaben wurden auf den Steuerzahler abgewälzt, auch für den im nahen Brescia gestoppten Zugverkehr – die Bahnsteige waren hoffnungslos überfüllt?
Wie immer hatte Christo betont, dass er sein gratis zugängliches Werk selbst finanziert. Fördergelder, nein danke, lautet seine Devise. Sind die „Floating Piers“, dieser Sommertraum in Goldgelb, nun endgültig Opfer ihres Erfolgs geworden? Oder war es etwa – typisch Frau – Christos Partnerin Jeanne-Claude selig, die früher immer beizeiten daran dachte, dass einer am Ende den Dreck wegräumen muss?

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