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Der Christbaum am Pariser Platz ist ein traditionelles Geschenk der norwegischen Botschaft. Und auch unser Weihnachtsrätsel ist schon Tradition.

© Florian Schuh/dpa

Erraten Sie zehn Persönlichkeiten: Biografisches Weihnachtsrätsel 2012: Wer war's?

Jetzt geht es ums Ganze: Das biografische Weihnachtsrätsel steht in diesem Jahr unter dem Motto "Zivilcourage". Wir suchen Frauen und Männer, die über sich hinausgewachsen sind. Zehn Persönlichkeiten gilt es anhand ihrer Lebensläufe zu erraten.

Es gibt Menschen, die etwas gewagt haben, die sich aus einem inneren Antrieb heraus für Gerechtigkeit eingesetzt haben, auch wenn sie dafür einen hohen Preis zahlen mussten. Doch das Risiko nahmen sie auf sich, manch einer bezahlte seinen Mut mit dem Leben.

In diesem Jahr suchen wir zehn Persönlichkeiten, die Zivilcourage gezeigt haben – etwas, das gerade in diesen Zeiten wichtig und wertvoll ist. Und es ist gut und vielleicht auch anregend, auf diese Art und Weise an diese Menschen zu erinnern. Sie haben etwas bewegt, was vorher kaum vorstellbar war.

Bitte schicken Sie Ihre Lösungen auf einer Postkarte mit Absender an: Der Tagesspiegel, Redaktion Sonderthemen, Kennwort „Weihnachtsrätsel“, 10491 Berlin. Sie können Ihre Lösung auch per E-mail schicken an weihnachtsraetsel@tagesspiegel.de (bitte Name und Adresse angeben!). Einsendeschluss ist Mittwoch, der 9. Januar 2013 (Poststempel). Die Namen derer, die richtig geraten haben, werden veröffentlicht – ohne Garantie! Wir verlosen unter den richtigen Einsendern Bücher.

Ein pragmatischer Revolutionär

Vielleicht war es eher naiv als mutig, dass er sich dorthin begab, wo man ihn umbrachte. Aber er hielt es für seine Pflicht, danach handelte er. Die mögliche Folge sah er durchaus. Er wurde in eine arme Familie geboren, der Vater starb früh, eine abgeschlossene Schulausbildung hatte er nicht. Doch war er ein fleißiger Autodidakt, das Schreiben war seine Stärke – und Schwäche zugleich, denn es drängte ihn, nach Tätigkeiten für einen Laternenfabrikanten, ans Theater.

Er schrieb für Zeitungen und verfasste neben Gedichten auch ein Bühnenstück, das aber nie aufgeführt wurde. Am Theater arbeitete er in Verwaltungsjobs. Aus seiner Heimat am Rhein zog er nach Leipzig, wo er politisch aktiv wurde. Und kein Blatt vor den Mund nahm, denn er wollte die Verhältnisse verändern. Doch war er kein Ideologe, er war pragmatisch. Im Revolutionsparlament gehörte er zu den Führern des demokratischen Flügels, jedoch vertrat er immer wieder gemäßigte Positionen.

Nicht aber im Herbst jenes turbulenten Jahres: Es zog ihn nach Wien. Dort sollte die Entscheidung fallen. Der reaktionäre Gegner aber war stärker. Es folgten Inhaftierung, Verurteilung, Hinrichtung – ein politisch motivierter Mord. Der kurze, rührende Abschiedsbrief an seine Frau wurde sein vielleicht berühmtestes Werk. Er starb einen Tag vor seinem 41. Geburtstag.

Eine Frau, die das Unsagbare sagte

Ein Verbrechen wie dieses anzuzeigen, ist noch heute eine heikle Angelegenheit. Zu ihrer Zeit war es tollkühn, schon gar für ein junges Mädchen. Im Prozess ging es denn auch mindestens so sehr um sie wie um den Angeklagten; sie wurde gefoltert, um ihre Glaubwürdigkeit festzustellen. Er wird verurteilt, doch seine – milde – Strafe verbüßt er nie. Für sie dagegen endet der Prozess mit einer rasch arrangierten Ehe und der Flucht aus ihrer Heimatstadt.

Der Skandal verfolgte sie jahrelang, „Schande“ ist ein Wort, das in ihren Briefen oft auftaucht. In ihr Werk hat sie dagegen ihre Wut gesteckt. Und tatsächlich ziehen einen noch heute ihre Exekutionen in den Bann: Die kraftvollen Frauen, die mit dem handwerklichen Ehrgeiz und der kühlen Professionalität von Metzgern Männer enthaupten oder ihnen einen Nagel in die Schläfe hämmern. Ihre heute berühmteste Arbeit stammt aus dem Jahr des Prozesses.

Sie kehrt nach acht Jahren und vier Geburten in ihre Heimatstadt zurück. Sie wird dort bald geschätzt und erhält gutbezahlte Aufträge – wie später auch in zwei weiteren europäischen Hauptstädten. In den überlieferten stürmischen Briefen an ihren langjährigen Geliebten, einen adligen Mäzen, der ihr auch ein loyaler Freund war, mischen sich Leidenschaft für ihre Arbeit und die für den Mann. Sie starb mit 60 Jahren.

Ein mutiger Journalist

Dass er einmal weltbekannt werden würde, war zunächst nicht vorauszusehen. Der junge Mann, der seinen Vater früh verlor, hatte keine höhere Schulbildung – literarisch gebildet war er sehr wohl. Als kleiner Amtsschreiber begann er, als engagierter Journalist wurde er berühmt. Im Ersten Weltkrieg gelangte er zu seiner pazifistischen Grundhaltung, die er als Funktionär einer entsprechenden Organisation vertrat. Auch als Parteigründer trat er auf – recht erfolglos.

Das Unternehmen zeigte jedoch seinen bisweilen eigensinnigen Charakter. Großen Parteien schloss sich der undogmatisch-linke Radikaldemokrat, der auch gegen den herrschenden Militarismus wetterte, nicht an. Nach einer Art Odyssee durch verschiedene Publikationen wurde er mit 38 Jahren Herausgeber einer angesehenen Zeitschrift. Dort hatte er, wenn man so will, einen Tiger im Tank – und einen Panter. Wegen einer Aufdeckungsgeschichte kam er ins Gefängnis, nicht ohne eine Demonstration für seine Ideale daraus zu machen – im Knast, glaubte er, sei er am unbequemsten für seine Widersacher.

Zwar kam er durch eine Amnestie frei, doch kurz darauf änderten sich die politischen Verhältnisse. Das überlebte er nicht – doch erlebte er noch, in eine sehr illustre Liste aufgenommen zu werden.

Eine Frau der Republik

Aufruhr lag ihr womöglich im Blut. Ihre Eltern waren Ausländer und es gab das Gerücht, dass sie aus der alten Heimat fliehen mussten, weil ihr Vater in eine Verschwörung gegen den dortigen Herrscher verwickelt war. Die vielseitig interessierte und klassisch gebildete Tochter schien erst eine ganz andere Entwicklung zu nehmen. Sie stand in engem Kontakt mit der Königin, deren Hochzeit sie ebenso wie die Geburt ihrer Kinder in Versen besungen hatte. Ein tragisches Missverständnis: Während sie auf die Hilfe der Königin und eine friedliche Revolution hoffte, Denkschriften über Volkssouveränität und die Gründung einer Nationalbank verfasste, waren die Grenzen der Aufgeklärtheit der Monarchin rasch erreicht, als es um ihre Vorrechte ging. Der Bruch war scharf: Sie kam in Haft, aus der sie erst im Laufe eines Volksaufstands freikam. Wenig später, die Königsfamilie war verjagt, wurde sie als Chefredakteurin einer radikaldemokratischen Zeitung „Seele und Stimme“ der neugegründeten Republik. Doch der demokratische Traum währte kurz und das zurückgekehrte Ancien Régime nahm grausame Rache: Die liberale Elite einer der damals wichtigsten Metropolen des Kontinents wurde praktisch ausgerottet, sie selbst mit sieben ihrer politischen Freunde auf dem Marktplatz gehängt. Ihr Land belastet das bis heute, meinen Historiker. Es war, urteilte ein Kenner, als hätte man in Amerika die Verfassungsväter Madison und Jefferson gehängt. Sie, die unermüdlich Engagierte, ist ihrem Tod angeblich gelassen entgegen gegangen. Sie wurde 48 Jahre alt.

Dein Star und Helfer

Schöne Frauen, schnelle Autos, Luxusleben – so will es das Klischee vom Dasein der Hollywoodstars. Und in seinem Fall trafen sie alle zu. Was auch für die Schattenseiten – Alkohol und Drogen – gilt. Zu den weniger bekannten Episoden aus seinem Leben gehört die Tatsache, dass er einem schwarzen Schauspieler, der damals noch vor dem Durchbruch stand, auf dem Filmplakat ganz nach oben verhalf. Der Hollywoodstar und der schwarze Schauspieler hatten die beiden Hauptrollen in dem Film.

Als der Streifen herauskam, war das Bürgerrechtsgesetz noch nicht erlassen, das die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen in den USA für illegal erklärte. Die Filmverantwortlichen schlugen dem Hollywoodstar vor, dass er in der Hauptrolle angekündigt werden solle, während sein schwarzer Partner dem Publikum lediglich unter der Überschrift „co-starring“ verkauft werden sollte. Der Star brachte die Filmemacher davon ab – nicht zuletzt deshalb, weil die beiden Hauptdarsteller trotz ihrer unterschiedlichen Hautfarbe in dem Streifen, der zwei Oscars gewann, gemeinsam durch dick und dünn gehen.

Er selbst hat nie einen Oscar bekommen, was er in einem Interview mit den Worten quittierte: „Wissen Sie, hier in Amerika müssen Sie schon sterben, bevor die Menschen etwas Nettes über Sie sagen.“ Was angesichts seiner treuen Fangemeinde ganz und gar nicht zutraf.

Ein Mann, der Widerstand leistete

An seinem Geburtsort kann es nicht gelegen haben, dass es ihn aufs Meer zog, die damals noch selbstständige Stadt liegt fern jeder Küste. Es wird wohl die allgemeine, von höchster Stelle propagierte Begeisterung fürs Maritime gewesen sein, die in seinem Land damals herrschte. Allerdings ist ihm sein Enthusiasmus gründlich ausgetrieben worden, ihm und vielen Kameraden ebenso. Denn gerade als die Zeit gekommen schien, in der sie ihre immer wieder behauptete Überlegenheit hätten beweisen sollen, ließ man ihre Schiffe meist untätig im Hafen liegen.

Auf Dauer schlug das mächtig auf die Stimmung, das Verhalten der Vorgesetzten ließ ebenfalls zu wünschen übrig, und die Verpflegung wurde immer schlechter. Wenige, darunter er, wurden durch diese desolaten Zustände politisiert, fanden Kontakt zu oppositionellen Kreisen in der fernen Hauptstadt. Und so spitzte sich die gespannte Lage zu, mündete schließlich in eine gemeinsame Gehorsamsverweigerung, ja, man kann sagen Meuterei hunderter von Matrosen – auch wenn die Beteiligten nicht viel mehr zustande brachten als unerlaubten Landgang und gemeinsamen Marsch zum nächsten Wirtshaus.

Nur wenige Schiffe waren betroffen, Gewalt spielte bei den Aktionen sowieso keine Rolle, und so fiel die Aktion schnell in sich zusammen. Den angeblichen Rädelsführern wurde der Prozess gemacht. Harte Strafen ergingen, darunter Todesurteile. Zwei von ihnen wurden bestätigt, auch das gegen ihn, vollstreckt hat man sie fern der Küste. Immerhin liegt die Straße, die in der Hauptstadt später nach ihm benannt wurde, nah am Wasser. Er wurde 22 Jahre alt.

Eine junge Dame, die sitzen blieb

Sitzenbleiben ist in unserem Kulturkreis nicht hoch angesehen, wird eher mit Versagen und schlechten Noten assoziiert. Es gab aber einen Fall, in dem das Sitzenbleiben nicht nur höchst erfreulich, sondern auch erfolgreich war und etwas auslöste, was so nicht zu erwarten war, nicht in dieser Situation. Ja, das Sitzenbleiben wurde in diesem Fall sogar als Straftat betrachtet, die junge Dame festgenommen, weil sie ihren Platz nicht aufgeben wollte. Sie musste eine Strafe zahlen.

Und dann regte sich erst recht Widerstand. Die Proteste gingen so weit, dass schließlich das oberste Gericht des Landes ein Jahr später entschied, jeder könne dort sitzen, wo er wolle. Die gesuchte junge Dame arbeitete zunächst als Schneiderin, später war sie Sekretärin der politischen Organisation, in der ihr Ehemann bereits engagiert war. Sie wurde bedroht und gleichzeitig wegen ihres Mutes gefeiert, doch durch den großen Druck sah sich das Ehepaar gezwungen, umzuziehen. Ihr ganzes Leben lang hat sie gegen Ungerechtigkeiten in ihrem Land gekämpft. Sie wurde 92 Jahre alt.

Ein Träumer, der keine Steuern zahlte

Eigenbrötler, Umweltbewahrer, Reformer – vielleicht gar Anarchist? Ein bisschen von allem trifft auf den aufmüpfigen Fabrikantensohn zu, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Ostküste der USA geboren wurde. Später galt sein Interesse vornehmlich der Beziehung des Menschen zur Natur. Oft zog es den studierten Lehrer in die Wälder Neuenglands, auch um in der Abgeschiedenheit zu schreiben, unter anderem ein Werk, das heute noch verlegt und demnächst gar als E-Book zu haben sein wird.

Der Nonkonformist leistete zivilen Ungehorsam zu einer Zeit, als das noch viel weniger opportun erschien als heute. Da es ihm nicht gefiel, dass seine Regierung mit seinem Steuergeld Krieg führte, verweigerte er die Zahlung – und wanderte dafür ins Gefängnis. Der zu Lebzeiten als „Träumer“ Bezeichnete ging auch einem profanen Broterwerb nach. In freier Natur, immerhin. Außerdem half er seinem Vater bei der Produktion eines Gegenstands, den damals wie heute viele Menschen täglich nutzen.

Gleichwohl philosophierte er mit zunehmendem Alter über eine Vereinfachung der Dinge, weil ihm die Gesellschaft zu sehr auf Unnötiges fokussiert schien. Das Anhäufen von Reichtümern und das Streben nach Luxus sah er als Hemmnisse, über die wahren Dinge des Lebens nachzudenken. Als er im Alter von 44 Jahren an Tuberkulose starb, sollen seine letzten Worte „Elch“ und „Indianer“ gewesen sein.

Eine Frau, die das Schweigen brach

Sie ist nur 30 Jahre alt geworden. Aber in den drei Jahren, die sie in ihrer vom Bürgerkrieg verheerten Heimat in Westafrika eine Menschenrechtsorganisation leitete, war sie nicht nur dort eine Berühmtheit. Denn die Gesuchte traute sich was. Sie war offen lesbisch, obwohl dies in ihrem Land wie in den meisten anderen afrikanischen Ländern unter Strafe stand und steht. 2002 gründete sie ihre Organisation, die der verschüchterten schwul-lesbischen Bevölkerung Beratung, Hilfe und die Gewissheit bot, nicht allein zu sein.

Ihren wichtigsten Auftritt hatte sie 2004 vor der Menschenrechtskommission in Genf. Nachdem sie die Scherereien um ihr Visum hatte lösen können, stand da eine freundliche, witzige, schmale Frau vor den hohen Herren und Damen. Sie sagte: „Wir existieren.“ Aber weil ihre Existenz verleugnet werde, „leben wir in ständiger Angst. Angst vor der Polizei, Angst vor unseren Gemeinschaften, wo wir ständig Diskriminierung und Gewalt von Nachbarn erfahren.“ Sie kritisierte, dass homophobe Verbrechen kaum geahndet würden, und so ihre Diskriminierung quasi von Amts wegen geadelt werde. Ende September 2004 wurde sie in ihrem Büro ermordet. Ihr Andenken wird auch in Deutschland durch eine Stiftung geehrt, die zur Hälfte ihren Namen trägt.

Eine Mona Lisa, die im Gefängnis saß

Grüne Augen, rotes Haar, den Mund oft zum spöttischen Lächeln verzogen: Man hätte sie für Mona Lisa halten können. Doch in ihr brodelte es vor Wut. So, wie die Zustände waren, durften sie nicht bleiben, fand sie. Mit 23 Jahren wurde sie an der Universität von Oxford ausgezeichnet, später arbeitete sie als Lehrerin. Sie wollte mehr – und schlug 1906 jenen Weg ein, von dem sie überzeugt war, er sei der richtige. Man brauchte sich nur umzuschauen in dieser Zeit, in diesem Land, um zu verstehen, warum diese Frau sich wehren wollte. Mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen.

Die Obrigkeit reagierte, sie wurde verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, „um harte Arbeit zu verrichten“. Das stand in der Zeitung und regte jene auf, die ihre Sache unterstützten. Die Mehrheit war es nicht. Viele wünschten, diese lästige Person sollte doch endlich aufhören, das Unmögliche zu fordern und still sein. So wie es sich für eine gebildete Engländerin gehört. Aber sie tat es nicht. Grübelte stattdessen immer mehr darüber nach, was sie denn noch für ihre Sache tun könnte. Wenig später starb sie. Auf ihrem Grabstein steht: „Taten statt Worte“.

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