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Kultur: Erste Griffe in Marzahn

Wer in Berlin über Musik spricht, der meint fast immer das Zentrum. Was jenseits von Mittefriedrichskreuzprenzlberg liegt, wird kaum wahrgenommen.

Wer in Berlin über Musik spricht, der meint fast immer das Zentrum. Was jenseits von Mittefriedrichskreuzprenzlberg liegt, wird kaum wahrgenommen. Zum Beispiel Marzahn. Für den Ausgehberliner eine terra incognita. Wer kennt noch Bands wie Frustration des Elches oder LAGNF (Let’s All Get Naked And Fucked)? Die kamen aus der Platte, ebenso wie Die Kolporteure . Mittlerweile sind gut zehn Jahre vergangen, seit die Punkband im 11. Stock einer Plattenbausiedlung ihre ersten Kassetten mit selbst gefaltetem Cover bastelte. Damals, 1994, hätten sich die ambitionierten Dilettanten auch noch Die Amateure nennen können, aber der Name war wohl schon vergeben. Ihre ersten Gitarrengriffe lernten die angehenden Punks bei einem Volkshochschulkurs in Karlshorst. Das Ergebnis waren immerhin sieben Lieder, die sie postwendend den bewunderten Ostberliner Veteranen Die Skeptiker zuschickten. Mit Erfolg, denn die luden gleich zum gemeinsamen Konzert in den Knaack-Club. Seit diesen Anfangstagen ist viel Bier durch Berliner Kehlen geflossen. Die Kolporteure tourten über märkische Dörfer und spielten sich in die Tanzbeine der Pogo-Fans überregionaler Festivals hinein. Dann wurden sie übermütig und experimentierten mit Orgel und Frauenstimmen. Nun ist die neue CD „Alles unter Kontrolle“ (NixGut) fertig, wieder ganz im alten Marzahner Stil. Wie immer ist es eine merkwürdige Mischung aus Patrick Schmichs rauem Punk-Gesang, Metal-Gitarren und lyrischen, fast zerbrechlichen Texten geworden. Nach der Schallplatten-Premiere am 10.12. im Maxim (20 Uhr, Charlottenburger Str. 117, Weißensee) fährt die Straßenbahn bis nach Mitte zurück.

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