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Der Finne Esa-Pekka Salonen.

© AFP PHOTO / HECTOR MATA

Esa-Pekka Salonen in Berlin: Musikalischer Höhenflug

Seltener Besuch: Der finnische Komponist und Dirigent Esa-Pekka Salonen mit seinem Londoner Philharmonia Orchestra zu Gast in der Philharmonie.

Berliner leben ja im Glauben, dass jeder sich darum reißt, hierher zu reisen. Aber es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die dem Sog widerstehen können. Esa-Pekka Salonen gehört zu ihnen. Der finnische Komponist und Dirigent kommt selten in die Stadt. Und das, obwohl er es nicht weit hat von London, wo er das Philharmonia Orchestra leitet. 2013 konnte man beim Musikfest erleben, welch eine erfüllte musikalische Partnerschaft da erwachsen ist.

Nun kehren Salonen und sein Orchester zurück in die Philharmonie, mit einer Solistin, die ebenso ernsthaft wie besonnen ihrer Profession nachgeht: Julia Fischer. Weil sie nicht an die Zukunft des CD-Marktes glaubt, veröffentlicht die Geigerin ihre Aufnahmen nur noch auf ihrer Website, für Club-Mitglieder. Die können sie in der Konzertpause treffen. Es wäre spannend zu erfahren, was sie Julia Fischer gefragt haben, nach ihrem Auftritt mit Brahms’ Violinkonzert. Entschieden versagt sich die 34-Jährige jedes Nachgeben, jeden Anflug von Sentimentalität. Das nötigt Respekt ab, lässt die poetischen Unterströmungen des Werkes aber ungehört – ein echt herbes Stück vom Glück.

Immer wieder wird es ganz ruhig, ohne dass die Spannung abbricht

Schon bei Brahms konnte das Philharmonia Orchestra zeigen, wie edel es seine Klangmacht zu entfalten weiß. Mit Mahler 1. Symphonie setzt es zum musikalischen Höhenflug an. Salonen erweitert das hörbare Spektrum mit dem untrüglichen Gespür des Komponisten. Er muss Mahler, den Hochkomplizierten, nicht vereinfachen, weil er ihn zu fassen bekommt in seiner Vielstimmigkeit, in der Weite seines Klanghorizonts. Übertreibungen verschwinden unter Salonens fließenden Taktschlägen, die Groteske des 3. Satzes purzelt nicht possierlich vom Pult. Immer wieder wird es ganz ruhig, ohne dass dabei die Spannung abbricht, weil Salonen der Partitur und seinem Orchester gleichermaßen vertraut. Weil es ihm gelingt, schier unfassbare Aufschwünge glaubwürdig erscheinen zu lassen. Selten hat sich das Finale klarer entfalten können: laut, aber wirklich stark gedacht.

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