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Kultur: Eske Nannen sammelt weiter

Sie hat Augen zum Malen: hellblau und voller Leben.Sind sie schon gemalt?

Sie hat Augen zum Malen: hellblau und voller Leben.Sind sie schon gemalt? Eske Nannen lacht, und der Schalk blitzt auf.Nein, nicht daß sie wüßte.Hätte ja sein können, schließlich ist die Witwe Henri Nannens, des legendären Begründers der Zeitschrift "Stern", schon einigen derjenigen Maler begegnet, deren Bilder in ihrem Museum hängen, der Kunsthalle von Emden.Das Haus birgt heute eine Sammlung, die weit über die deutschen Grenzen hinaus berühmt ist - für Bilder des Expressionismus in erster Linie, aber auch der Neuen Sachlichkeit und auch für Bernhard Heisigs Großformat der "Pariser Commune" von 1992/93.

Heute ist diese Sammlung der Mittelpunkt in Eske Nannens Leben.Gegen alle Besserwissereien der vermeintlichen Experten haben die Nannens ihre Kunsthalle im abgelegenen Emden etabliert - und zum Erfolg geführt.Das von einer Stiftung getragene Museum, das in diesem Jahr zwölf Jahre alt wird, sei ein bißchen wie "das Kind von Henri und mir", sagt sie.Ein Kind, das nie erwachsen wird: Allein um die Sammlung zu erhalten, muß die Kunsthalle in Emden pro Jahr drei Millionen Mark verdienen.Der Eintritt reiche gerade fürs Porto, sagt Eske Nannen.Für das meiste Geld muß sie "betteln gehen", bei Bankern, Unternehmern oder Politikern.Immerhin gibt das Land Niedersachsen inzwischen 560 000 Mark pro Jahr dazu.

Bisher stimmte die Museumskasse, und die 56jährige Eske Nannen beweist nicht nur Unternehmersinn, sondern sprüht auch vor Unternehmungslust.Ihre Energie hat sie offenkundig nicht auf dem Schiff gelassen, mit dem sie vor ihrer Heirat mit Henri Nannen als "Börse an Bord", der Assistentin des Zahlmeisters also, immerhin dreimal den Panamakanal überquerte.Flauten sind der gelernten Kauffrau ebenso zuwider wie leere Museumshallen, in denen Gemälde ungesehen vor sich hinstauben."Ein Museum ist kein Mausoleum," das habe auch ihr Mann immer gesagt.Wer eine Kunstsammlung verwalte, müsse sich immer etwas Neues einfallen lassen, um seine Besucher anzulocken, so Eske Nannen.Sie legt dabei nicht nur großen Wert auf das Museumscafé in ihrem Hause, sondern auch auf eine Malschule, in der Museumsbesucher selbst töpfern, modellieren, skizzieren können.

Besonders stolz ist Eske Nannen auch auf die große Auswahl kunstverwandter Objekte in ihrem Museumsshop.Sie sagt ohne Zögern "Shop" und nicht "Laden".

"Wir Deutschen sind etwas rückständig", meint sie und schwärmt von New York, wo Abendessen in musealem Ambiente, inmitten von Picassos und Monets, nichts ungewöhnliches seien.Manchem mag etwas abenteuerlich zumute werden, wenn er an Bademänteln in Mondrian-Muster oder an Mousse au Chocolat vor der Mona Lisa denkt.Eske Nannen aber will ihren Mitbürgern damit auch die "Schwellenangst vor dem Museum nehmen".

Sie habe dabei viele Mitstreiter, sagt sie.Aber doch ist Eske Nannen heute die treibende Kraft in dem Emdener Backsteinbau.Und später einmal? Ein Schatten huscht über ihr Gesicht.Nur einen Augenblick.Dann sagt sie: "Es wird immer weitergehen.Es muß."

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